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Filmplakat von Scoop - Der Knüller

Scoop - Der Knüller

95 min | Komödie, Mystery | FSK 6
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Eigentlich ist die angehende Journalistin Sondra nur zu Besuch bei Freunden in London. Aber als sie sich als Freiwillige bei einer Zaubershow meldet, nimmt der Geist des verstorbenen britischen Journalisten Joe Strombel mit ihr Kontakt auf. Nur sie allein kann ihn hören und sehen, und so erhält sie exklusive Hinweise auf den "Tarot-Karten-Killer". Sondra zögert keinen Moment und begibt sich sogleich auf die Jagd nach dem Mörder. Dabei kommt sie dem adligen Peter Lyman auf die Spur, der ihr mit seiner charmanten Art den Kopf verdreht. (jb)

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Filmkritik

„Südlicher Salon und zwei Stühle in der Mitte des Raums, die zwei Meter voneinander entfernt sind.“ So lauteten die Anforderungen des Buckingham Palace für ein Interview, das als eine der größten Blamagen in der Geschichte der Royal Family im Vereinigten Königreich eingehen sollte. Die BBC-Journalistin Emily Maitlis befragte Prinz Andrew, Duke of York, in der Sendung „Newsnight“ vom 16. November 2019 fast eine Stunde lang zu seiner Beziehung mit dem verurteilten Investmentbanker und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Letzterer hatte sich im Sommer desselben Jahres während der Haft in seiner Zelle erhängt, nachdem er beschuldigt worden war, in seinen zahlreichen Anwesen junge Frauen und minderjährige Mädchen zum Sex an einflussreiche Männer aus Politik und Wirtschaft weitervermittelt zu haben, darunter auch Prince Andrew.

Die Geschichte hinter dem berühmt-berüchtigten Gespräch

Das Interview, infolgedessen der Royal in Ungnade fiel und seiner königlichen Titel enthoben wurde, hat es auf dem YouTube-Kanal der BBC mittlerweile auf über acht Millionen Klicks gebracht. Darin sieht man den Duke of York in einer Mischung aus Selbstgefälligkeit und Unsicherheit sich verbal und physisch winden und alles abstreiten, was ihn in die Nähe eines Verbrechens rücken könnte.

Doch wie kam das Interview überhaupt zustande? Damit beschäftigt sich das Netflix-Drama „Scoop – Ein royales Interview“ (Regie: Philip Martin). Es schildert die Ereignisse vorrangig aus der Perspektive der BBC-Journalist:innen und beleuchtet die Hierarchien, Sparzwänge und den Quotendruck innerhalb der einflussreichen britischen Rundfunkanstalt. Alles beginnt mit dem Foto eines Paparazzos im New York des Jahres 2010. Darauf sieht man Prinz Andrew (Rufus Sewell) und Epstein in einem Park spazieren gehen und sich unterhalten. Aufgenommen wurde es nach der Entlassung aus Epsteins erster Haft, als er bereits ein verurteilter Sexualstraftäter war. Wieso hatte Andrew zu ihm in der Zeit überhaupt noch Kontakt? Das fragt sich die Presse auch noch neun Jahre später, kurz bevor Epstein erneut in die Schlagzeilen gerät und schließlich wegen des Vorwurfs des Menschenhandels wieder verhaftet wird. Andrew selbst, der mittlerweile sehr mit der Förderung junger Unternehmer beschäftigt ist, möchte die Angelegenheit am liebsten ad acta legen. Doch die Print-Presse gräbt das berüchtigte Foto wieder aus.

Eine BBC-Redakteurin hängt sich rein

Derweil schlägt sich die „alte Dame“ der britischen Presselandschaft, die BBC, mit Umstrukturierungen herum. Ein Stellenabbau soll 450 Mitarbeitende treffen, und so grassiert die Angst auch in den Kulissen der Nachrichtensendung „Newsnight“. Dort fürchtet die Redakteurin Sam McAlister (Billie Piper) ihre Entlassung, zumal sie von ihren Kollegen stets beschuldigt wird, Skandaljournalismus zu betreiben. Sie nimmt Kontakt zur Privatsekretärin von Prinz Andrew, Amanda Thirsk, auf, um sie zu überreden, ein Interview mit dem Prinzen zu vermitteln. Thirsk will alles dafür tun, dass er sein Image wieder aufpolieren kann. Einer seiner Fehler sei seine mangelnde Menschenkenntnis und ein Übermaß an Loyalität seinen Freunden gegenüber, verrät Thirsk der Journalistin. Als schließlich auch die Queen grünes Licht für das Interview gibt, stehen die Macher von „Newsnight“ unter Druck. Sie haben 70 Stunden Zeit, die Sendung vorzubereiten. Die Moderatorin und Interviewerin Emily Maitlis (Gillian Anderson) beendet ihren Zwist mit McAlister, wozu auch die schlichtende Führung von Produzentin Esme Wren (Romola Garai) beiträgt. Mit vereinten Kräften arbeitet die BBC-„Newsnight“-Redaktion an der Organisation des Interviews, während Prinz Andrew seinerseits mögliche Antworten mit einem Anwalt probt.

Verbales Shoot-out vor Kamera

Die räumlichen Bedingungen des Interviews vergleicht „Newsnight“-Moderatorin Emily Maitlis mit einem Western-Duell. Und genauso gestaltet sich denn auch das Finale des Netflix-Spielfilms. Maitlis versteht sich als Feministin und gibt an, das Interview vor allem für Monica Lewinsky zu führen, deren Affäre mit US-Präsident Clinton in den 1990er-Jahren sie für immer verunglimpft habe. Beim Interview vergisst Maitlis jedoch nicht ihre journalistische Sorgfaltspflicht, fragt zwar hartnäckig, aber nie aggressiv. Zudem gibt sie dem (angeblichen) Lieblingssohn der Queen, den Rufus Sewell eine Spur zu trottelig spielt, genügend Gelegenheiten, seine Sicht der Dinge darzustellen.

Prinz Andrew jedoch verstrickt sich in einem Netz aus Selbstgefälligkeit, Rechtfertigung und einem eklatanten Mangel an Einsicht. Auch nach dem Interview hat er – laut Spielfilm – immer noch den Eindruck, dass das Interview gut gelaufen sei, und ahnt nicht, welches Fiasko für ihn folgen wird. Dabei fängt der Film sehr treffend das irrige Sicherheitsgefühl eines Adeligen ein, der für seine Privilegien nie etwas hat leisten müssen, sich auf seine Militärkarriere beruft und sich offenbar für unantastbar hält. Auch die an Fantum grenzende Bewunderung seiner Sekretärin Amanda (wie immer sehenswert: Keeley Hawes) und ihre Fehleinschätzung der Lage macht der Film deutlich.

Binnenansichten des BBC-Zirkus

Vor allem konzentriert er sich jedoch auf die Machtverhältnisse innerhalb der BBC-Redaktion und stilisiert McAlister zur heimlichen Heldin des Films. Die alleinerziehende Mutter reibt sich zwischen Familie und Beruf auf und kämpft permanent um Anerkennung. Maitlis dagegen, die Gillian Anderson mit Bravour als asketische Journalistin der alten Schule spielt, kommt die wahre Verantwortung zu. Wenn sie das Interview verpatzt, leidet die ganze Institution BBC. So gewinnt der Film Spannungsmomente, aber auch Humor, aus den persönlichen und beruflichen Verzweigungen vor und während des Interviews, das man tatsächlich als ein (verbales) Western-Duell deuten kann.

Die Kontrahenten könnten unterschiedlicher nicht sein: Eine Frau – sie trägt Hosen, wie der machistische Prinz sofort anmerkt – bürgerlicher Herkunft, welche die Gesellschaft kritisch hinterfragt, trifft auf einen Vertreter der konservativsten Institution des Landes, der Monarchie. Angesichts der (vermeintlichen) Lokalitäten im königlichen Palast ist zudem ein augenzwinkerndes Déjà-vu mit der ebenfalls von Netflix produzierten Erfolgsserie „The Crown“ zu erleben. Womöglich beschönigt der Film im Zeitalter der Sozialen Medien die Macht und den Einfluss der herkömmlichen Medien und stellt die Journalist:innen als allzu integer dar. Eine spannende und unterhaltsame Gesellschaftskritik ist „Scoop – Ein royales Interview“ jedoch allemal.

Erschienen auf filmdienst.deScoop - Der KnüllerVon: Kira Taszman (12.6.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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