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Filmkritik
„Vicious Fun“ heißt eigentlich „Vicious Fanatics“ und ist ein Horror-Magazin. Joel (Evan Marsh) trägt das T-Shirt der Zeitschrift, für die er als „ernstzunehmender Kritiker“ seine Herablassungen schreibt. Richtig ernst nimmt das keiner. Schon gar nicht der B-Regisseur, der Joel in der ersten Szene als Interviewpartner gegenübersitzt und die Befragung kurzerhand auf fünf Minuten herunterkürzt; zum Rausschmiss gibt er ihm noch schnell mit, dass „Vicious Fun“ der bessere Name sei.
Recht hat er. „Vicious Fun“ ist der bessere Name und zugleich ein programmatischer Titel, der ziemlich exakt beschreibt, was der Film ist: eine blutige, kurzweilige Meta-Nummernrevue. Die Welt, die Regisseur Cody Calahan dafür konstruiert, ist eben die, der Joel sein Leben gewidmet hat: ein aus verschiedensten Versatzstücken der jungen Filmgeschichte zusammengeflicktes Horrorfilm-Universum.
Ein Selbsthilfetreffen für Serienmörder
Der prätentiöse und elitäre Genrekenner wird in „seiner“ Welt als Loser wahrgenommen, weil er sie allzu selten erlebt. Als er den neuen Freund seiner Mitbewohnerin Sarah (Alexa Rose Steele) beschattet, in die er schon immer verliebt ist, lernt der Kritiker die ungeahnten Abgründe dieser Welt kennen. Zunächst führt ihn die Verfolgung an einen Tresen einer Bar. Der perfekte Ort, um dem Nebenbuhler auf den Zahn zu fühlen und ein paar Beleidigungen vor sich hinzubrummeln. Die Befragung ergibt nichts, die Rechnung zahlt Joel allein.
Auch das Trinkgelage setzt er allein fort, bis er in einer Besenkammer das Bewusstsein verliert, um einige Stunden später verkatert und ungefragt in einen Selbsthilfe-Sitzkreis für Serienmörder zu stolpern. Ein Stuhl ist frei neben dem Ex-CIA-Folterer, japanisch-stämmigen Kannibalen, dem pseudo-deutschen Mörderclown, dem Overall-tragenden Axtmörder und dem neuen Freund der Mitbewohnerin, der eine Art Yuppie-Profikiller-Verschnitt ist.
Trotz des höchst albernen Versuchs, sich mit Hilfe seines selbst erdachten Drehbuchentwurfs – ein Taxifahrer ermordet seine Fahrgäste – als Serienmörder einzureihen, hat der Protagonist das Glück, dass ihm eine höchst kompetente Mörderin zur Seite steht. Carrie (Amber Goldfarb) tötet als einzige Frau im Selbsthilfe-Kreis nämlich keine Unschuldigen, sondern andere Serienmörder.
Slasher gegen Tough Girl
Womit der Film dort angekommen ist, wo er hinmöchte: Horrorfigur gegen Horrorfigur, Slasher gegen Tough Girl, Topos A gegen Topos B und mittendrin Joel als Avatar für diejenigen, die das Genre in- und auswendig kennen, mit tatsächlicher Gewalt aber absolut nichts am Hut haben. Folgerichtig ist Joels Würgereflex der buchstäbliche Running Gag des Films.
Als Meta-Komödie schreibt der Film seine Pointen für Genreliebhaber und verteilt die Artefakte der Genregeschichte wie Ostereier über die Handlung. Wer Freude daran hat, sie zu entdecken, wird wahrscheinlich auch Freude mit dem Film haben. Was „Vicious Fun“ als Designerstück für das eingeweihte Publikum aber abgeht, ist wirkliche Spannung. Wenn das Skalpell, das Hackebeil oder die Eingeweide eines Toten zu Mordwaffen werden, ist das allzu oft reine Fingerübung. Als solche ist der Film gut inszeniert, hängt dabei aber in der Luft. Wirklichen Halt bietet weder die halbherzige Liebesgeschichte noch die Retro-Ästhetik, für die ein weiteres Mal die 1980er-Jahre herhalten müssen: Synthie-Beats wummern zum fröhlichen Stechen und Schlitzen, und aus den beleuchteten Ecken der schummrigen Interieurs strahlen die obligatorischen Neonfarben. Dass der Film genau weiß, wer davon angelockt wird, nimmt dem Licht dann doch seinen Glanz.