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Filmplakat von Union – Die Besten aller Tage

Union – Die Besten aller Tage

120 min | Dokumentarfilm | FSK 0
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„Scheiße, wir steigen auf!“ hieß es 2019 noch augenzwinkernd auf einem Banner im Stadion des damaligen Zweitligisten 1. FC Union Berlin an der Alten Försterei. Vier Bundesliga-Jahre später qualifiziert sich der ostdeutsche Traditionsverein für die Champions League und vollbringt damit etwas, das ihm wohl die wenigsten zugetraut hätten. Bei all der Euphorie über den Erfolg der letzten Jahre steigt aber auch der Druck, sportlich und wirtschaftlich leistungsstark zu bleiben, und die Befürchtung zwischen Tradition und Wandel in einen Identitätskonflikt zu geraten. Dass es der Fußball-Underdog aus Köpenick dennoch schafft, sich seinen Zauber zu bewahren, liegt vor allem an den Menschen, die hinter den Kulissen unaufhörlich und voller Begeisterung den Betrieb am Laufen halten. Immer an ihrer Seite: Eine treue Fangemeinschaft, die bereit ist, den Weg ihres Clubs tatkräftig mitzugestalten
UNION – DIE BESTEN ALLER TAGE ist weit mehr als ein Fußballfilm. Der Berliner Regisseurin Annekatrin Hendel ist es gelungen, tief in den „Maschinenraum“ des 1. FC Union Berlins vorzudringen. Über fast zwei Jahre, bis zum Eintritt in die Königsklasse, begleitet Hendel die Unioner und wirft einen einzigartigen, besonders persönlichen und authentischen Blick in das Innere des Vereins. Ein sympathisches und bewegendes Zeitdokument über die bislang besten aller Tage in der Geschichte der Eisernen.

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Filmkritik

In München schlagen die Herzen vieler Fußballfans nicht für den ruhmreichen FC Bayern, sondern für den Stadtrivalen TSV 1860 München, obwohl der Verein mittlerweile in die sportliche Bedeutungslosigkeit abgerutscht ist. Ähnlich wie Fortuna Köln, der aber nach wie vor viele Sympathien selbst unter den Anhängern des 1. FC Köln gehören. Und in Hamburg fiebert man natürlich mit FC St. Pauli und nicht mit dem HSV. Nicht nur im Fußball hält man gerne zu den Underdogs mit schmalen Budgets und ohne Superstars.

Auch der 1. FC Union Berlin gehört als Konkurrent von Hertha BSC in diese Kategorie. Wobei die Rivalität in der Hauptstadt auch eine besondere Ost-West-Komponente hat. Union ist in Köpenick beheimatet, das zu DDR-Zeiten zu Ostberlin gehörte. Überdies haben die Eisernen, wie sie von ihren Fans genannt werden, in Berlin inzwischen auch sportlich die Oberhand gewonnen. Während Union seit 2019 Erstligist ist, dümpelt Hertha derzeit im Mittelfeld der 2. Liga herum.

Die Menschen rund um Union

Der Dokumentarfilm „Union – Die besten aller Tage“ von Annekatrin Hendel verfolgt das Geschehen rund um diesen etwas anderen Fußballverein über einen Zeitraum von drei Jahren. Der Film beginnt mit dem größten Triumph des Vereins, der Qualifikation für die Champions League im Jahr 2023, springt dann zurück in die Saison 2021/2022, als die Union es in die Euro League schaffte, und folgt dem weiteren Geschehen dann weitgehend chronologisch.

Die sportlichen Erfolge werden in wenigen kurzen Sequenzen aus Spielberichten aufgelistet, stehen aber nicht im Mittelpunkt. Vielmehr interessiert sich der Film für die Menschen im Hintergrund von „Union“. Der Filmemacherin wurde bereitwillig Einlass in die Geschäftsstelle des Vereins gewährt, wo es betont familiär zugeht. Man ist allseits per du und nimmt Hendel, die gelegentlich Fragen im Off stellt, gleich in den Kreis mit auf.

Die Regisseurin führt Zwiegespräche oder darf bei Sitzungen dabei sein. Dort geht es dann beispielsweise darum, wo man den Designern des Sponsors die Gestaltung der Trikots überlassen soll. Oder ob man für die Fans einen kostspieligen Flieger für das Auswärtsspiel im portugiesischen Braga organisiert. Zwischendurch beantwortet Präsident Dirk Zingler, der nach 40 Jahren das Rauchen aufgegeben hat, die Frage, ob es ihm nun besser gehe, mit einem entschiedenen „Nein!“. Die Filmemacherin begleitet den Manager auch nach Herzogenaurach, wo bei Adidas über einen neuen Ausrüstervertrag verhandelt wird. Doch vorwiegend verbleibt das Geschehen auf dem Areal des Berliner Vereins.

An der Alten Försterei

Hin und wieder schaut Hendel beim Training der Fußballer vorbei und fragt einen Co-Trainer: „Sind sie ein harter Trainer?“ Chef-Coach Urs Fischer huscht auch mal durchs Bild, kommt aber ebenso wenig zu Wort wie Manager Oliver Ruhnert. Auch Spieler und Fans bleiben eher Randerscheinungen. Dabei machen die Fans einen großen Teil des Faszinosums aus, von denen viele ehrenamtlich bei der Modernisierung des Stadions mithalfen, das keinen Sponsor im Namen führt, sondern nach wie vor „An der Alten Försterei“ heißt.

Wenig verständlich ist, dass alle Personen letztlich anonym bleiben. Lediglich in den Gesprächsrunden hört man den einen oder anderen (Vor-)Namen. Aber wie die Menschen vollständig heißen und was ihr Job ist, erfährt man erst im Abspann. Dieses Manko wäre durch simple Inserts leicht zu beheben gewesen. Die Filmemacherin enthält sich eines Kommentars, blendet gelegentlich aber ein paar launige Auszüge aus dem vereinseigenen Podcast „Taktik & Suff“ ein.

Ein Muss für Union-Fans

Irgendwann äußert eine Frau aus der Geschäftsstelle, dass bei aller Freude über den aktuellen Höhenflug des Vereins die Besonderheiten von Union kaum noch zum Tragen kämen. Was irgendwie schade sei. In der aktuellen Saison sähe das vermutlich anders aus. Nach neun Niederlagen in Folge rutschte der 1. FC Union Berlin im Frühjahr 2024 Richtung Tabellenende und trennte sich schließlich von seinem Trainer Urs Fischer. Der Untertitel des Films, der diese Krise nicht mehr thematisiert, passt dennoch: „Die besten aller Tage“. Wobei die besten Tage nicht immer die spannendsten sind. Für eingefleischte Fans, die sich mit der Historie und den Details des Vereins auskennen, ist der Film ein Muss. Für Menschen, die kein inniges Verhältnis zu dem Verein haben, weist der Film allerdings viele Leerstellen auf.

Erschienen auf filmdienst.deUnion – Die Besten aller TageVon: Reinhard Lüke (17.9.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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