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Filmplakat von TIGER & DRAGON (2001)

TIGER & DRAGON (2001)

120 min | Drama, Abenteuer, Action | FSK 12
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Der Schwertkämpfer Li Mu Bai möchte sich endlich zur Ruhe setzen und ein neues Leben beginnen. Um dies tun zu können, übergibt er sein Schwert vertrauensvoll seiner Weggefährtin Yu Shu Lien, mit der ihn eine unglückliche, sowie heimliche Liebe verbindet. Sie soll sein Schwert, das als "Grüne Schicksal" bekannt ist, dem ehrenwerten Sir Te überbringen. Dieser willigt ein, als Wächter des legendären Schwertes zu fungieren, aber auch nicht mehr. Als das Schwert eines Abends von einer maskierten Person gestohlen wird, beginnt eine wilde Jagd und mit ihr der Kampf um Gerechtigkeit. (VA)

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Filmkritik

Längst gehört das chinesische Kung-Fu-Kino zu einer vergangenen Epoche. Als sich zu Beginn der 80er-Jahre in Hongkong die Tore des riesigen Studiogeländes der mächtigen Shaw Bros. schlossen, um alsbald kleinen, unabhängigen Produzenten das Feld zu überlassen, da wiederholte sich, was in Hollywood zwei Jahrzehnte zuvor geschehen war: Mit dem Ende des Studiosystems ging eine grundlegende Wandlung einher, die einer unverhofften künstlerischen Erneuerung gleichkam. Nichts war mehr wie vorher, und die klassischen Genres überlebten nur in Zitatform. Doch so, wie der Spätwestern seine klassischen Vorläufer noch einmal in pathetische Höhen trieb, bemächtigten sich Martial-Arts-Zauberer wie King Hu und Tsui Hark ihres Lieblingsgenres und transformierten es zu nie gekannter Größe. „Ein Hauch von Zen“ (fd 23 417) machte auch im Westen jedem klar, mit welcher Kunstform man es beim vermeintlichen Kampfsportkino zu tun hatte. Jetzt ist auch dieser Genreableger wieder Geschichte, und mit dem Abstand einer weiteren halben Generation erfährt nun auch das Kino King Hus sein Revival aus zweiter Hand. Ang Lee (geb. 1954) nähert sich in „Tiger and Dragon“ den Helden seiner Kindheit wie sich Sergio Leone einst dem Western näherte: mit einer Liebeserklärung, die das Objekt der Verehrung verschlingt und, gänzlich verwandelt, wieder zum Vorschein bringt. Obwohl Lee seine ersten Filme in Taiwan drehte, lernte er sein Handwerk in den USA. Hollywood hat längst das Faszinosum des Hongkonger Actionkinos für seine Zwecke adaptiert; nicht von ungefähr ist mit Martial-Arts-Regisseur Yuen Wo-ping, einer der Hauptverantwortlichen des Kultfilms „Matrix“ (fd 33 720), mit von der Partie, während das Drehbuch durch die Hände des Hollywood-Routiniers James Shamus ging. Das Ergebnis unterzieht seine Referenzen einer so gründlichen Schönheitskur, dass es am Ende kaum mehr mit ihnen gemein hat als Disneys „Mulan“ (fd 33 412) mit chinesischem Kino. Aber wer wollte das ernstlich bedauern? Lees Film erinnert daran, was eine chinesische Kochlehrerin einmal sagte: dass man in China eben nie so gut essen könne wie in einem deutschen China-Restaurant. Hier gäbe es nun einmal die besseren Zutaten. Wer nie der Handlung chinesischer Actiondramen folgen konnte, braucht sich keine Sorgen mehr zu machen: Das Drehbuch folgt der klaren Struktur des Hollywood-Kinos. Mui Bai, ein in die Jahre gekommener Wutan-Krieger, hat sein Schwert in die Obhut seiner unausgesprochenen Liebe Shu Lien gegeben, selbst eine versierte Kämpferin. Streng bewacht, wird es dennoch gestohlen: Mit der Diebin Jen liefert sich Mui Bai ein grandioses Duell in den zarten Baumkronen eines Bambuswaldes. Die ungestüme junge Kriegerin ist die Schülerin einer Erzfeindin Mui Bais, doch mehr als alles andere steht sie für einen von allen Traditionen befreiten modernen Lebensstil. Ihre Unabhängigkeit ist auch Shu Lien ein Dorn im Auge, dennoch auch eine Mahnung an die Freiheit, die sie sich selbst stets versagt hat. Noch dazu lässt Jen ihre Hochzeit platzen und flüchtet zu ihrem Geliebten in die Wüste. Aber kann sich eine hoch begabte Kämpferin aller Verantwortung entziehen? Man muss schon ein hart gesottener Purist des alten Hongkong-Kinos sein, um sich der Leichtigkeit, ja Zärtlichkeit dieser Annäherung zu verschließen. Der leise Kampf in den Baumwipfeln gehört schon jetzt zu den klassischen Augenblicken des Genres: Nicht anders als Gene Kelleys Tanz durch die Pfützen, Fred Astaires Aneignung der Zimmerdecke oder Mary Poppins’ Dachfirst-Eroberung träumt auch Ang Lee den schönsten aller Kinoträume - keine andere Kunst kann de Betrachter derart entfesseln und an die Freiheit des Traumtänzers glauben lassen. Ang Lee ist an die asiatischen Wurzeln zurückgekehrt und beliefert die Filmkultur in den so genannten entwickelten Ländern mit „Frischem, Neuem und Aufregendem. In China haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit, Kunstfilme zu machen, und im Westen herrscht diese Neugier. Ich hoffe nur, dass dies keine flüchtige Mode ist“. Selbst wenn es nur eine Mode wäre, so hätte sie nun ihren zeitlosen Klassiker hervorgebracht!

Erschienen auf filmdienst.deTIGER & DRAGON (2001)Von: Daniel Kothenschulte (28.10.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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