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Filmkritik
Zwei Feuer brennen in „They Want Me Dead“. In Florida verzehren die Flammen im Nachgang einer Gasexplosion die Reste eines Anwesens. Und In Montana verschlingt eine meterhohe Feuerwand die Kiefernwälder des Bundesstaats. Die Schnittstelle zwischen dem vermeintlichen Unfall und der Naturkatastrophe ist ein Attentäter-Brüderduo, das seine Mordserie mit der Gasexplosion in Florida beginnt und sein nächstes Ziel in Montana sucht. Der Buchhalter Owen (Jake Weber) ahnt schnell, dass er dieses nächste Ziel ist und flieht zusammen mit seinem Sohn Connor (Finn Little) vor den Auftragskiller-Brüdern Jack (Aidan Gillen) und Patrick Blackwell (Nicholas Hoult) in Richtung des dünn besiedelten Bundesstaates an der kanadischen Grenze.
Einmal quer durchs Land
Die Landschaft von Montana fügt sich nahtlos in die Territorien an den Rändern der Zivilisation ein, die im Zentrum der Filme von Taylor Sheridan als Drehbuchautor („Sicario“, „Hell or High Water“, „Yellowstone“) und Regisseur („Wind River“) stehen. Mit „They Want Me Dead“ verlegt der in Texas geborene Filmemacher ein weiteres Mal einen Thriller aus den urbanen Räumen ins amerikanische Hinterland. Auf dem Weg dorthin hastet der auf einem Roman von Michael Koryta fußende Film von einer Exposition zur nächsten. Im Schnelldurchlauf werden die Figuren vorgestellt, die mehr aufgrund ihrer Berufsfunktion als aufgrund ihrer Überzeugung geeignet scheinen, sich den Attentätern und dem von ihnen gelegten Waldbrand entgegenzustellen.
Die Protagonistin Hannah (Angelina Jolie) ist eine Feuerspringerin und erhält als solche einen Tough-Girl-Auftritt mit Dosenbier und Fallschirmstunt, um anschließend ein Einsatztrauma bei der Zwangsversetzung auf einen Feuerwachturm auszusitzen, bis sie ihre neue Bestimmung als Survival-Adoptivmutter des jungen Connor findet, den die Flucht vor den Attentätern in die von ihr überwachten Wälder treibt. Im gleichen Team spielen Hannahs Ex-Freund Sheriff Ethan (Jon Bernthal) und seine schwangere Frau, die Survivalexpertin Allison (Medina Senghore), die beide ebenfalls eher dem Berufsethos nach in den Film eingeordnet werden.
Das Spektakel reibt sich am Drama
Innerhalb dieser funktionalen Dramaturgie reibt sich der für Sheridan-Filme typische grimmig-düstere Tonfall immer wieder an Blockbuster-Momenten, mit denen „They Want Me Dead“ sein Thriller-Fundament in Richtung Katastrophenfilm ausbaut. Eine bedrohlich aufziehende Wolke wird zum rachsüchtigen Blitzwerfer, der im Sekundentakt tödliche Elektrizität in Richtung der Flüchtenden abfeuert, und der Waldbrand, den die Attentäter zur Ablenkung legen, wächst sich zur CGI-gefütterten, bundesstaatsbedrohenden Feuerwand aus, die den für Hollywood-Naturkatastrophen immer noch maßgeblichen Gesetzen von Roland Emmerich folgt.
Ein Spektakel, mit dem Sheridan immer wieder fremdelt, und das den Film auch deshalb nicht zu tragen vermag, weil das Sozialgefüge zwischen den Figuren nicht viel hergibt. „They Want Me Dead“ bleibt ein Thriller mit Waldbrand, eine an der Spannungsmechanik des Genres ausgerichtete Geschichte, die dort, wo der Katastrophenfilm sonst seine erzählerische Energie in das Ausstaffieren der Familie legt, die als Institution des Miteinanders im Angesicht der Katastrophe bestehen muss, nur zweckgebundenes Patchwork präsentiert. Ironischerweise erfüllt das mit der Effizienz des Thrillers mordende Brüderpaar am ehesten diesen Familienstandard, während die eigentlich katastrophengeschulte Adoptivverwandtschaft in dem von ihnen gelegten Inferno untergeht.