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Filmplakat von The Virtuoso

The Virtuoso

105 min | Action, Thriller, Krimi
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Ein einsamer Fremder soll einen üblen Mörder aufspüren und töten, um eine ausstehende Schuld zu begleichen. Doch alles, was er an Information hat, sind eine Uhrzeit und ein Ort — mehr nicht. Also begibt er sich um 5 Uhr nachmittags in ein Diner in einer heruntergekommen Stadt und versucht, seine Mission zu Ende zu bringen.

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Filmkritik

Planung ist das A und O, wenn man als Profikiller erfolgreich sein will. Auch Sorgfältigkeit und Gewissenhaftigkeit. Zumindest, was den Job betrifft. Und Gefühle darf man grundsätzlich nicht an sich heranlassen. Dann wird man gut in dem, was man macht. Man findet sogar Frieden und Gelassenheit und entwickelt vielleicht auch eine gewisse Virtuosität. Mit einem Anflug von Stolz erzählt der Mann seine Geschichte. Ohne große Aufregung. Denn Aufregung ist Gift fürs Geschäft. Er ist der „Virtuoso“ (Anson Mount).

Filme über Auftragskiller füllen ganze Videotheken. Regisseur Nick Stagliano und sein Co-Drehbuchautor James C. Wolf fügen diesem Kosmos einen weiteren hinzu. Mit der gedämpften Stimme des Ich-Erzählers und relativ wenigen, wenn auch nicht unblutig zelebrierten Aufträgen. Der Protagonist besitzt ein eigentümliches Sendungsbewusstsein. Minutiös kommentiert er sein Tun aus dem Off, ohne je aufbrausend oder gar verzweifelt zu wirken. Nur einmal schreit der Killer seinen Unmut beinahe unkontrolliert in den Wald, wo er zwischen den Jobs in einer abgelegenen Hütte Zuflucht sucht. Ein kurzer Schrei der Verzweiflung? Weil er eine unbeteiligte Passantin getötet hat? Weil er ausnahmsweise nicht genug Zeit zur Vorbereitung hatte? Weil sein Auftraggeber das erste Mal Eile von ihm verlangte? Vielleicht eine Mischung aus allem. Ist „The Virtuoso“ also die Geschichte eines schleichenden Scheiterns?

Man muss ohne Familie auskommen

Seltsam aber ist, dass ihm sein Auftraggeber, der sich „Mentor“ nennt, in letzter Zeit seine Arbeit (unnötig) verkompliziert. Will er ihn testen? Oder ist die Lage auf dem Markt gerade ein wenig prekär? Früher hätte er einen Auftrag nur mit Orts- und Zeitangabe, aber ohne den Namen des Opfers zu erhalten, schlicht abgelehnt. Muss er sich selbst beweisen, dass er es noch kann, nach diesem „Kollateralschaden“?

Der Killer erzählt dem Publikum viel, doch was in ihm brodelt, behält er für sich. Vielleicht ist er zu stolz, zuzugeben, dass er den Zenit überschritten hat. Jeder wird älter. Sein Vater, in dessen Fußstapfen er getreten ist, liegt schon lange auf dem Friedhof. Der Mentor und sein Vater waren Kriegskameraden; in dem uralten Mann hat er eine (zweifelhafte) Bezugsperson; in seinem Job muss man lernen, ohne Familie auszukommen.

Der Ort des neuen Jobs ist ein Diner im Nirgendwo. Als hätte es die nette Bedienung (Abbie Cornish) geahnt, dass es ein längerer Abend wird, stellt sie ihm eine Kanne Kaffee auf den mit Bedacht gewählten Tisch mit guter Rundumsicht. In dem Diner sitzen noch ein Pärchen und ein Mann. Dazu gesellt sich ein älterer, schwer durchschaubarer Polizist. Alles, was der Killer erhalten hat, ist neben Ort und Zeit noch der seltsame Hinweis „White Rivers“ auf einem kleinen gefalteten Zettel.

Gedeckte Farben, gedämpfte Stimmen

Trotz seines Sujets ist „The Virtuoso“ ein stiller Film. Gedeckte Farben, gedämpfte Stimmen und ein weißer, wuscheliger Hund, der sich im Wald an den Protagonisten herantastet. Der Film ist eine Arbeitsplatzbeschreibung eines Auftragsmörders, die sich um Tiefe und Psychologie bemüht. Allerdings verliert sich der Film in Behauptungen, Allgemeinplätzen und Abschweifungen und vergisst darüber die handelnden Figuren. Sie sind den Großteil des Films über schlicht egal. Etwa der Mentor, der auf dem Friedhof einen nicht enden wollenden Monolog über die schreckliche Kriegszeit hält, um dann komplett aus der Handlung zu verschwinden. Oder die Kellnerin, die viel zu viel Auftritte bekommt, um nicht zumindest noch ein „love interest“ zu werden. Erst recht alle Opfer oder auch der Täter, dem irgendwie etwas schwant.

Dabei wäre es angesichts all der Off-Kommentare doch interessant, wenn man erfahren würde, warum ein Killer, der sein Leben lang ihm unbekannte Frauen, Männer und Kinder umbringt, bei einem Hund oder einem „Kollateralschaden“ plötzlich die Fassung verliert? Kann ein Soziopath fühlen? An dieses Thema wagt sich „The Virtuoso“ nicht heran. Stattdessen wird Anthony Hopkins als „Mentor“ gecastet, dessen Präsenz sich außer dem Friedhofsmonolog darin erschöpft, im gestylten Halbdunkel seines Büros bedeutungsschwanger mit seinen vier Handys zu hantieren.

„The Virtuoso“ gleicht einem langen ruhigen Fluss, der am Ende kurz aufbraust, um dann unspektakulär ins Meer zu münden. Links und rechts nichts als gähnende Leere.

Erschienen auf filmdienst.deThe VirtuosoVon: Jörg Gerle (29.4.2022)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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