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Filmkritik
Kreuzungen amerikanischen Schaugeschäfts treiben manchmal kurioseste Blüten, die sich einer Definition entziehen. Musical, Biografie, Choreografie- und Puppenschau, Gewissenskonflikte und Abenteuer, Zeitgeschichte, Vaterlandsliebe und Heimatfilm - das alles steckt in diesem "liebenswürdig" gemeinten und zugleich gewaltsamen Konglomerat unvermischbarer Elemente.
Baron von Trapp, Kapitän a. D., hat seit dem Tode seiner Frau schon zwölf Erzieherinnen für seine sieben Kinder gehabt, die letzte für zwei Stunden. Der Novizin Maria, von der Äbtissin beurlaubt, um in der Welt die Beherrschung ihres flackrigen Temperaments zu kontrollieren, gelingt es jedoch durch ihren mitreißend-quicklebendigen Schwung als Gesangsleiterin und nachher als zweite Mutter, die Kinder zu gewinnen. Bei den Salzburger Volksfestspielen 1938 glückt der singenden Familie die Flucht vor den sie verfolgenden Nazi-Schergen.
Die Remake-Autoren, Regisseur Robert Wise und Drehbuchverfasser Ernest Lehman, hatten bei dieser Monster-Unterhaltung auf Todd-AO-Breitwand in MCS 70 und De-Luxe-Color keine glückliche Hand. Bilder und Farben gleichen den Streifen von Reisebüros; von vorne, seitlich und von oben aus dem hinteren Raum dröhnt der Ton schlecht gemischt und übermäßig laut aus allen Kanälen; die rührseligen Dialoge könnten von einer Courths-Mahler-Favoritin eines amerikanischen Frauenverbandes redigiert sein, aber gegen die Liedtexte sind Plattitüden deutscher Heimatschnulzen oft noch geistreich. Als Impresario Max Detweiler, künstlerisicher Leiter der Gesänge "für Österreich", tritt Richard Haydn unverkennbar im Stil Lou van Burgs auf; Christopher Plummer spielt den Kapitän-Baron so schön steif wie weiland Hans Holt, nur noch verschlossener; Eleanor Parker möchte aus ihrer Rolle der großmütig verzichtenden Baronesse von Schroeder stattdessen die hintergründig eifersüchtige Intrigantin machen; Peggy Wood, große Tragödin des amerikanischen Theaters, muß als Äbtissin im Kloster-Kreuzgang in einer Art musical-quartettsingen, die schon fast den Charakter des Bänkelgesangs hat. Doch Richard Rodgers Musik (unter Irwin Kostal, der schon die musikalische Leitung bei "West Side Story" und "Mary Poppins" innehatte) ist im ganzen noch vertretbar In diesem Rahmen muß aber die Leistung der sympathisch-lebhaften Julie Andrews um so mehr - wenn auch als künstlerisches Opfer - gewürdigt werden. Ihre springfreudigspiellustige Erscheinung läßt streckenweise die gehäuften Unzulänglichkeiten fast vergessen. Viele Szenen konnte aber auch sie nicht erträglicher gestalten. Mit dem Auftritt des Gauleiters Zeller verwandelt sich das Musical in schlimme "zeithistorische" Problemfilmkolportage, um schließlich wieder versöhnend als Heimatfilm auszuklingen, während sich das Buntklischee des Gebirgspanoramas vom diesigen Blaustich in blasses Schuhcreme-Braun verfärbt.