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Filmkritik
Das Bild, das sich Hauptkommissarin Elisabeth Guardiano (Virginie Ledoyen) am Tatort präsentiert, ist schrecklich. Ein Mann und eine Frau liegen blutüberströmt und mit vielen Verletzungen in ihrem Wohnhaus. Die Ermittlerin ist in das abgelegene Dorf Roquenoir in den französischen Bergen geschickt worden, um die dortige Polizei bei der Aufklärung des Doppelmordes zu unterstützen. Das Ungewöhnliche an der Tat ist, dass die Türen des Hauses von innen verschlossen waren und die Leichen keine Anzeichen von Gegenwehr zeigen. Guardiano steht vor einem Rätsel.
Zur gleichen Zeit trifft Franck de Rolan (Paul Hamy) von der Nationalgendarmerie in der kleinen Gemeinde ein. Er untersucht das Verschwinden mehrerer Kinder aus der Gegend; ein Hinweis hat ihn zum Haus des Ehepaars geführt. Doch einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen scheint es nicht zu geben; die beiden Ermittler tauschen aber ihre Ergebnisse aus. Während beiden ihren jeweiligen Fällen nachgehen, stoßen sie auf eine unheimliche Legende.
Krimi mit Horror-Elementen
Bei „Der Seelenfänger“ handelt es sich um eine Adaption eines französischen Krimis von Alexis Laipsker. Verfilmt wurde die Geschichte von dem Regie-Duo Julien Maury und Alexandre Bustillo, die sich bislang vor allem mit Horrorfilmen wie „Leatherface“ und „Inside“ hervorgetan hat. Ihr neuer Film ist ein Mix aus klassischem Krimi und Mystery-Thriller. Ihre filmische Herkunft verschweigen Maury und Bustillo dennoch nicht. Die beiden schrecken nicht davor zurück, entstellte Leichen und Blut ins Bild zu setzen. Der Horror schwingt immer mit, etwa wenn die beiden Kommissare beim spärlichen Licht einer Taschenlampe in dunklen Kellern und verlassenen Gebäuden unterwegs sind und plötzlich eine Gestalt im Hintergrund vorbeihuscht.
Der Film besticht vor allem durch seine bedrückende, düstere Atmosphäre. Das Dorf liegt inmitten von Bergen und Wäldern, was die Kamera mit langen Fahrten und weiten Einstellungen einfängt. Grau-, Braun- und dunkle Blautöne sind die bestimmenden Farben. Statt Sonnenlicht dominiert künstliches Licht von Taschenlampen, Scheinwerfern oder Laternen. Wegen einer neuen Autobahn kommen weniger Touristen nach Roquenior. Der Ort wird zunehmend zur Geisterstadt, was die Inszenierung suggestiv umzusetzen versteht. Tatsächlich scheint das Leben aus dem Dorf entwichen zu sein. Guardiano und de Rolan treffen nur selten auf andere Menschen.
Mysteriöse Geschehnisse abseits der Mord- und Vermisstenfälle
Dass der Film seine Spannung lange Zeit aufrechterhalten kann, liegt nicht nur an der unvorhersehbaren Geschichte und den Horror-Einschüben, sondern auch an mysteriösen Geschehnissen während der Ermittlungen. So ist im Radio oder in Gesprächen mehrfach von einem Flugzeugabsturz die Rede, der sich vor einiger Zeit in dieser Gegend geeignet haben soll. Außerdem taucht an Orten, an denen sich die beiden Ermittler aufhalten, mehrmals eine schwarzgekleidete Person auf einem Motorrad auf. Ob und was diese Geschehnisse mit den Fällen zu tun haben, zeigt sich erst im Verlauf des Films.
Im letzten Drittel kommen die beiden Hauptfiguren der Lösung ihrer Fälle immer näher. Die zuvor gestellten Fragen werden beantwortet, die Hinweise aufgelöst – und zugleich neue Fragen aufgeworfen, die auf Antwort warten. Das Ende des Films kommt etwas abrupt, will sich nicht ganz runden. Was nach den gelungenen eineinhalb Stunden etwas unbefriedigend ist.