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Filmplakat von The First Slam Dunk

The First Slam Dunk

125 min | Drama, Komödie, Animation | FSK 12
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Verfolgt von dem tragischen Verlust seines älteren Bruders, kämpft Miyagi Ryota (Stimme im Original: Shugo Nakamura), ein Teenager aus Okinawa, Japan, mit Fragen nach dem Selbstwert und dem Sinn des Lebens, während er sich in Basketball vertieft, dem Sport, für den er und sein Bruder eine Leidenschaft teilten. Ryota und seine Mannschaftskameraden von der Shohoku High School gelten als Außenseiter und nehmen es auf ihrer Suche nach Anerkennung und Ruhm tapfer mit einer viel talentierteren Mannschaft auf. Was erwartet sie nach ihrem ersten Slam Dunk im Kampf gegen den Abstieg?

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Filmkritik

Der Film sieht sich selbst bei der Entstehung zu. Linien fließen zu Körpern zusammen, breite Schultern treten hervor, kräftige Arme schließen an. Bewegung entsteht. Langsam schreiten die hochgewachsenen jungen Männer den unendlichen Weg des noch nicht animierten Raums auf die Kamera zu. Farbe kommt hinzu, veredelt die Gestalt, vollendet die Form. Am Ende der Eröffnungssequenz stehen sich nicht nur die beiden Teams gegenüber, deren Spiel über den Sieg bei der japanischen High-School-Meisterschaft entscheidet. „The First Slam Dunk“ bringt mit Punkt, Linie, Fläche, Bewegung und Farbe auch seinen eigenen Werdegang auf die Leinwand: vom Manga zum TV-Anime zur Kino-Miniatur.

Die Mitspieler in Szene zu setzen

Der Spieler, der im Zentrum des Bildes steht und damit im Zentrum des Teams der Shohoku High School, auf das sich der Film fokussiert, ist nicht der respektlose Heißsporn Hanamichi Sakuragi, um den sich die Anime- und Manga-Reihe dreht. Es ist vielmehr der fast schmächtig wirkende Ryota Miyagi, den seine Teamkameraden körperlich deutlich überragen. Dramaturgisch ist das eine clevere Entscheidung, denn als Filmversion der 31-bändigen Manga-Reihe ist „The First Slam Dunk“ konzeptionell in die Rolle der Miniatur gezwungen.

Ryota bildet als Protagonist nicht nur das emotionale Zentrum des Films. Auf dem Court verteilt er als Point Guard auch die Bälle und setzt seine Mitspieler so in Szene. Das ist gewissermaßen auch das strukturelle Prinzip des Films, der den Spielplatz zum Zentrum erkoren hat. Das Finale der High-School-Meisterschaften steckt den Rahmen von „The First Slam Dunk“ ab, von dem der Film sich in allerlei Richtungen dehnt, um die Feinheiten des Spiels und die Biografien jener einzufangen, die sich auf dem Court begegnen.

Das Trikot mit der Nummer 7

Die Konflikte, die hier neben dem reinen Basketballspiel ausgetragen werden, speisen sich aus den kleinen und großen Dramen von Adoleszenz, Rivalität, Schulhof-Prügeleien und Familiendramen. Auch hier ist der junge Ryota der Knotenpunkt des Films. Das Drama seines Lebens beginnt auf dem Spielfeld, weist aber sehr bald weit darüber hinaus. An der Seite seines älteren Bruders Sota trainierte er schon im frühen Kindesalter. Wieder und wieder tritt er gegen den talentierteren Bruder an, wird geblockt, ausgespielt und wieder aufgebaut, bis er es tatsächlich schafft, gegen den Größeren zu punkten.

Für Sota ist das Training damit beendet. Er fährt mit den Freunden zum Fischen aufs Meer hinaus. Der kleine Bruder verflucht ihn, schreit ihm wüste Beschimpfungen hinterher. Das Schicksal aber macht aus der kindlichen Wut, die ebenso schnell verflogen ist, wie sie entstand, eine lebenslange Bürde. Denn es sind die letzten Worte, die die Brüder wechseln. Sota kehrt nicht von der Seereise zurück. Im großen Finale trägt Ryota das Trikot mit der Nummer 7 und mit ihm die enorme Last von Erwartungen und Schuldgefühlen. Er ist aber nicht der Einzige, der mit sich selbst, seinen Gegen- und Mitspielern hadert. Nach dem ersten Drittel, das die Stärken der Spieler ebenso etabliert wie die Dynamik des Teams, zieht der Gegner von der Sannoh Kogyo High School ordentlich an. Aus dem offenen Schlagabtausch wird sukzessive eine David-gegen-Goliath-Auseinandersetzung, die ungelöste Konflikte und Rivalitäten innerhalb des „Heimteams“ freilegt.

Der Detailreichtum tausender Einzelbilder

Das Sportdrama besitzt in Manga und Anime eine lange Tradition, die kaum noch erzählerische Freiräume lässt. „The First Slam Dunk“ aber weiß seine Schauwerte ebenso wie die Stärken des Genres auf engem Raum exzellent in Szene zu setzen. Der Film tänzelt, schwitzt, atmet schwer und rafft sich zu ungeahnter Kraft und Kreativität auf. Er bringt gut geplante oder spontan initiierte Spielzüge ebenso auf die Leinwand wie bis in die Feinheiten des individuellen Stils animierte Einzelheiten. Die Affekte, die der Film mit kleinen Seitenschritten in Richtung Vergangenheit zusammensammelt, übersetzt Takehiko Inoue gekonnt in die Kinetik des Spiels, in kleine Duelle, elaborierte Spielzüge, unerwartete Rebounds und selbstzerstörerische Einsatzbereitschaft.

Dabei wird nichts zu Montage-Sequenzen zusammengestaucht. „The First Slam Dunk“ hält vielmehr seinen Rhythmus über das gesamte, auf zwei Stunden gestreckte Finale hinweg aufrecht. Dort, wo Dribblings und die Zeitanzeige den Takt vorgeben, aber auch dort, wo eine einzige Körpertäuschung aus dem Innehalten in die nächste, atemlose Spielsequenz führt. Kleine physische und psychologische Duelle reißen die Dramaturgie des Spiels an sich, nehmen sich und geben dem Film neue Richtungen vor und spitzen sich zu dem großen Moment zu, in dem der Ball die Hand des Spielers verlässt, im Korb landet, ohne den Ring zu touchieren, dabei aber jede Faser des Netzes streichelt und mit dem „Swish“, diesem unverwechselbaren, ikonischen Geräusch des Basketballs, die Form vollendet.

Erschienen auf filmdienst.deThe First Slam DunkVon: Karsten Munt (9.8.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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