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Filmkritik
Es beginnt mit einem Trauma. Sergeant James Harper (Chris Pine) wird aus der Armee entlassen; ehrenhaft, wie ein Fahnenappell beweist, aber nicht ganz freiwillig. Schließlich ist die Armee sein Leben, hier verdient er sein Geld. Jetzt steht er ohne Pensionsansprüche da; wie soll er seine Familie ernähren und gleichzeitig seine Schulden abtragen?
Verzweifelt nimmt er das Angebot seines besten Freundes (Ben Foster) an und arbeitet mit ihm fortan für eine paramilitärische Privatfirma, die von einem knallharten Veteranen (Kiefer Sutherland) geführt wird. Die erste Mission führt die beiden Freunde nach Berlin, wo sich ihnen örtliche Kräfte anschließen. In einem Labor soll ein Chemiker (Fares Fares) an einer Bio-Waffe tüfteln. Doch das ist nur ein Vorwand, der keiner vernünftigen Prüfung standhält. Der Auftrag, die Verhaftung des Chemikers und das Sicherstellen des Materials, geht im Feuergefecht mit der Berliner Polizei unter, nach dem zahlreiche Tote zu beklagen sind. Plötzlich ist Harper auf sich allein gestellt; offensichtlich ist er das Opfer einer Verschwörung. Über Polen gelingt dem Elitesoldaten die Flucht in die USA. Doch nach Hause zurückzukehren, ist keine Option. Erst muss er mit jenen abrechnen, die ihn betrogen haben.
Ein Abstecher nach Berlin
Das Zusammentreffen der Schauspieler Chris Pine, Ben Foster und Kiefer Sutherland verspricht großes Schauspielkino, doch das Resultat ist enttäuschend. Die prominenten Namen sind lediglich Zugpferde, die mit ihrer Starpower ins Kino locken sollen. Denn mehr hat „The Contractor“ nicht zu bieten. Von Beginn bedient sich der schwedische Regisseur Tarik Saleh jener Versatzstücke, die man aus zahlreichen Söldnerfilmen kennt: der angeschlagene Held mit Geldsorgen, der vermeintlich einfache Auftrag, die hinterhältige Falle, die einsame Flucht, der kurze Moment der Ruhe und Regeneration, die abschließende Rache. Hier geschieht alles so, wie man es erwartet. Da gibt es kaum Überraschungen und Abwandlungen; von Kreativität und Imagination keine Spur, auch was die Motivation für den Überfall auf das Chemielabor angeht.
Der Abstecher nach Berlin mag beim deutschen Publikum zwar eine gewisse Neugier wecken, und diese Szene sorgt für die größte Irritation des Films. Bei dem Überfall fahren ein Dutzend deutscher Polizisten vor, die von den Söldnern mit Maschinengewehren kurzerhand niedergemetzelt werden. Nach dem Mord an zwei Polizisten Ende Januar 2022 im Landkreis Kusel wirken solche Szenen geschmacklos.
Nina Hoss als Flintenweib
Man könnte „The Contractor“ als ruppiges Männerkino mit kompetent inszenierten Verfolgungsjagden und Schießereien abtun. Doch da gibt es auch Nina Hoss als Flintenweib, das genauso gerne ballert wie ihre männlichen Kollegen. Female Empowerment mit Maschinenpistole? Das muss ein Irrtum sein. Viel zu früh verschwindet Nina Hoss wieder aus dem Film, was die Frage aufwirft, warum sie diese Rolle überhaupt angenommen hat. Sicherlich könnte es durchaus um gewichtigere Themen gehen, um Freundschaft, Vertrauen und Verrat. Die stimmige Chemie im Zusammenspiel zwischen Chris Pine und Ben Foster schürt diese Erwartung. Doch das Drehbuch von J.P. Davis gibt ihnen zu wenig an die Hand, um diese Themen zu vertiefen und „The Contractor“ mehr Anspruch zu verleihen. Dass sich dieser Film von anderen gleicher Machart nicht unterscheidet, ist sicherlich nicht die Schuld der Darsteller.