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Filmkritik
Es wird nicht einfacher mit den Selbstjustiz-Filmen. Der Zorn des Rächers, der sich früher gegen einzelne Psychopathen wandte, hat in „The Beekeeper“ ein breiteres Ziel. Was immer Clay (Jason Statham) zweifelhaft erscheint, wird bestraft, egal ob es sich um das IT-Business, das Großbürgertum oder die Regierung handelt. Wobei Clay ein „Beekeeper“ ist, was besser klingt und auch Besseres bedeuten soll: Clay ist ein Beschützer. Einer, der von außen den Bienenstock betreut und dabei bis in sein Innerstes vordringt. Das heißt im Klartext, dass er Angehöriger einer supergeheimen, also niemandem verantwortlichen Organisation ist, die in der Gesellschaft für Recht und Ordnung sorgt. So wird die Selbstjustiz in dem Actionkracher von David Ayer arg verschwörungstheoretisch erklärt.
Um die Mängel der Gesellschaft zu zeigen, bemüht Ayer immerhin die Exzentrik. Das Geschäft, das den Unmut des Beekeepers weckt, ist eine Form des Datenfangs. Computerhacker dringen zu hilflosen Menschen vor und klauen telefonisch deren gesammelte Ersparnisse. Das ist erst der Anfang einer weitreichenden Geschichte, doch die Bösen bekommen bereits hier einen tollen Auftritt; sie tänzeln in bunten Anzügen über illuminierte Böden, während hinter ihnen die Konten der Opfer auf wandfüllenden Monitoren blinken.
Mit bloßen Händen
In dieser Szenerie wie im Charakter der Betrüger, die jedes Klischee der hassenswerten Unternehmer-Karikatur erfüllen, ist jede Menge Comic-Strip-Potenzial vorhanden. Ähnlich exaltiert sind der Beekeeper und seine Taten. Jason Statham kleidet sich für die Rolle ins Jeansgewand der Bodenständigen und fährt einen alten Ford Pick-up; erst mit der Zeit steigt er in die schickere Kategorie des Action-Allrounders auf. Anfangs sieht man ihn tatsächlich im Umgang mit Bienen oder Bienenstöcken. Doch als seine ältliche Vermieterin den Betrügern zum Opfer fällt und sich deshalb erschießt, lässt der Beekeeper die Natur hinter sich. Fortan kümmert er sich um die Verbesserung der Welt, was innovative Tötungsmethoden beinhaltet – und erzieherische Maßnahmen davor: Clay lässt die Computerhacker im Chor aufsagen, dass sie nie mehr Schwächere betrügen werden.
Eine Frage bleibt jedoch, ob die potenziellen Opfer keinen Zugang zu Nachrichten haben; dort wird seit Äonen vor Telefonbetrug gewarnt. Eine andere, warum Clays Vermieterin sich umbringt, wo sie doch eine Tochter beim FBI hat, also direkten Zugang zur gesetzlichen Strafverfolgung. Der Drehbuchautor Kurt Wimmer war halt noch nie ein Mann fürs Ausgeklügelte. Clay jedenfalls verfolgt um der Rache willen die Spur der Betrüger bis ins Herz der Demokratie, wobei ihm Kollateralschäden egal sind. Er prügelt sich mit Geheimdiensten, der Polizei, mit privaten Security-Männern von Uniformträgern bis zur wilden Horde, die aussieht, als wolle sie gleich das Kapitol stürmen.
Die Prügeleien verlaufen alle nach demselben Prinzip: ein bisschen simpel, ein bisschen verblüffend. Clay geht mit leeren Händen zu seinen Gegnern und gibt sich zu erkennen. Das ist allerdings nicht etwa ein Kooperationsangebot, sondern pure Arroganz, denn danach haut er sie allesamt um, ohne eine Waffe zu gebrauchen.
Ohne List oder Tricks
Es mangelt in „The Beekeeper“ nicht an konzentrierter Brutalität; sie ist Clays Vorteil gegenüber Profi-Kämpfern wie Zivilisten. Der Film wiederholt ausdauernd diese schnellen, nahen Fights in wechselnder Umgebung, bei der jede Menge Statisten zu Boden gerissen werden. Manchmal wird das mit Ballerei begleitet, auch mit Brandstiftung, kaum mit Listenreichtum oder Tricks.
Clay fordert bei seiner Mission die Beteiligten gerne auf, sich zu entscheiden, welches Rechtsverständnis sie vorziehen: das staatliche oder das seine. Die USA seien viel zu korrupt, als dass Gesetze noch etwas verändern könnten; an den Rechtsstaat glaubt Clay schon lange nicht mehr. Er hingegen will das System mit Gewalt ins Lot bringen; dafür will er sogar die Bienenkönigin zur Rechenschaft ziehen.
Macht schützt nicht vor Abrechnung, wenn der rechtschaffene Bürger aufsteht. Das ist die These des Films, sofern man nach einem politischen Motiv sucht. Tut man dies nicht, heißt dies eben, dass die Abrechnung vom Beekeeper erledigt wird. Was diesen unbesiegbaren Rächer nicht sympathischer macht, der sich jeder politischen Zuordnung entzieht, jede Selbstreflexion von sich weist und selbst das Versprechen origineller Action allmählich vergisst.