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Filmkritik
Der Detektivfilm gehört im Kinderkino zu den beliebtesten Genres. Mal ist er mit einer Abenteuergeschichte verknüpft, wie bei den „Fünf Freunde“-Verfilmungen oder jüngst in „Die drei ??? – Erbe des Drachen“. Mal schaut er etwas genauer auf die sozialen Verhältnisse wie in „Rico, Oskar und die Tieferschatten“. Oder er verlegt die eher bodenständige Ermittlungsarbeit in ein ungewöhnliches Setting wie in „Thabo – Das Nashornabenteuer“. Der Film trägt das schon im Titel deutlich vor sich her. Das Zielpublikum wird auch den Namen Thabo schon mal gehört haben: Von Kirsten Boie stammt eine ganze Buchreihe über den jungen „Detektiv & Gentleman“, die im Oetinger-Verlag erschienen ist.
Die Bücher nehmen dabei die Ich-Perspektive der Titelfigur ein, eines Jungen, der gemeinsam mit seinem Freund Sifiso und seiner weißen Freundin Emma kleine Kriminalfälle rund um die „Lion Lodge“ löst; sein Onkel Vusi arbeitet in dem Naturreservat als Ranger. Er kümmert sich um die Tiere und ihr Wohlergehen, fährt aber auch Tourist:innen durch die Gegend, die sich vor allem für Löwen und Nashörner interessieren.
Ein totes Nashorn gibt Fragen auf
Die kindliche Perspektive ist im Film weitgehend erhalten geblieben. Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt folgt die meiste Zeit ganz dicht dem jungen Hauptdarsteller Litlhonolofatso Litlhakanyane. Gemeinsam mit Vusi (Nhlakanipho Manqele), Emma (Ava Skuratowski) und einer Touristen-Gruppe stößt Thabo bei einer Tour durch das Reservat auf ein apathisch wirkendes Nashornbaby und seine tote Mutter ohne Horn. Wilderer gab es in Hlatikulu bislang noch nicht, weshalb die Polizei gerufen wird. Fußspuren neben dem Tier geben einen ersten Hinweis, und ausgerechnet Onkel Vusi wird so für den Ermittler zum Hauptverdächtigen.
Das wollen und können Thabo, Emma und Sifiso (Kumkani Pilonti) nicht glauben und machen sich ihrerseits auf die Suche nach weiteren Spuren. Sehr schnell haben sie Mr. Wu (Joel Olano) im Verdacht, der sich auffällig für die Nashörner im Reservat zu interessieren scheint. Werden solche Hörner nicht vor allem nach China geschmuggelt?
Wie Boie in ihren Büchern thematisiert auch der Film sehr explizit einige politische Themen: etwa das Schicksal von Waisenkindern im Süden von Afrika, deren Eltern an den Folgen einer HIV-Erkrankung verstorben sind. Sowohl Thabo, der bei seinem Onkel lebt, als auch Sifiso, der sich allein um seine jüngeren Geschwister kümmert, sind davon betroffen. Stärker in die Handlung integriert sind Diskussionen über Wilderei und Artenschutz, aber auch über Rassismus, wenngleich hier etwas ungewöhnlich gewendet durch Thabos und Emmas Vorurteile gegenüber Mr. Wu.
Mrs. Maple grüßt von fern
Das ist recht elegant in die Handlung eingewoben, wird zum Schluss aber in expliziten Bekenntnissen ausbuchstabiert, was so überflüssig wie belehrend wirkt, so als kämen deutsche Kinderfilme nicht ohne brave Lehrsätze aus, obwohl doch schon die Handlung Bände spricht und auch die Natur- und Tieraufnahmen (aufgenommen in der Provinz KwaZulu Natal im Nordosten Südafrikas) ihren Teil dazu beitragen.
Als Detektivfilm ist „Thabo – Das Nashornabenteuer“ weder besonders spannend noch besonders originell, aber grundsolide erzählt. Auch junge Zuschauer:innen werden allerdings sehr früh erahnen, wohin die Reise geht. Leider kommen im Film die zahlreichen Bezüge der Vorlage, insbesondere auf Miss Marple, etwas zu kurz, die in den Büchern immer wieder eingestreut werden; der Name von Thabos guter Freundin (und Emmas Tante) Miss Agatha (Andrea Sawatzki) deutet das immerhin an.