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Filmkritik
Ein reiferes Spielfilmdebüt als diese Dramödie über eine sich bekriegende Künstlerfamilie kann man kaum drehen. Den Namen Aaron Arens sollte man sich merken, denn es geschieht nicht oft, dass ein Nachwuchsregisseur ein derartiges Talent in Schauspielführung, dramaturgischem Timing, intelligenten Dialogen und eigensinnig schwebender Atmosphäre an den Tag legt.
„Sonnenplätze“ glänzt darüber hinaus mit der österreichischen Schauspielerin Julia Windischbauer, die von der ersten Minute an eine hypnotisierende Präsenz ausstrahlt. Sie spielt die Schriftstellerin Samuela „Sam“ Maibaum, die notorisch pleite ist und nach dem Ende einer Reihe für Debütwerke gerade wieder auf der Suche nach einem Verlag für ihr frisch fertig gestelltes Manuskript ist.
Ein überraschendes Zusammentreffen
Beim Verlag ihrer Mutter (Juliane Köhler) möchte sie nicht anklopfen, denn die empört sich stets darüber, dass ihre Tochter mit Ende zwanzig immer noch auf ihre finanzielle Hilfe angewiesen ist. Als sie wieder zu Hause einzieht, trifft sie auf den gleichaltrigen Liebhaber der Mutter, der ihr Zimmer in Beschlag genommen hat, sowie ihren jüngeren Bruder (Jeremias Meyer), der sich lustlos auf die Aufnahmeprüfung eines Klavierstudium vorbereitet.
Die Geschwister beschließen, in das Familienferienhaus auf Lanzarote zu flüchten, wo sie unerwartet auf ihren Vater Jo (Niels Bormann) treffen, der nach einem einzigen Bestseller kein zweites Buch zustande gebracht hat, trotzdem aber der Meinung ist, immer noch eine Berühmtheit zu sein. Wenn er nicht am Pool auf Wachteln schießt, müht er sich an einer defekten Schreibmaschine mit einem neuen Werk ab. Als ihn Sam nach seiner Meinung über ihr eigenes Buch fragt, zeigt er sich voller Lob und schlägt scheinbar selbstlos vor, es bei seinem Verlag als ihr gemeinsames Werk einzureichen, damit es endlich erscheinen kann.
Sam ist skeptisch. Auch dann noch, als ein Immobilienmakler auftaucht und verkündet, dass ihre Mutter das Haus verkaufen will und bereits nach einem Käufer sucht. Zunächst schreckt das Trio potenziell Interessierte mit Lügen über den vermeintlich desaströsen Zustand des Hauses ab, doch dann schlägt der Vater vor, es zu kaufen. Da sich aber herausstellt, dass er selbst keinerlei Einkünfte hat und von der Arbeit als Gärtner bei einer Nachbarin lebt, soll das Geld aus dem Verkauf von Sams Buch dafür herhalten.
Zu allem Überfluss erscheint dann auch noch die vom Makler alarmierte Mutter mit ihrem Liebhaber und besteht auf einer Aussprache, auch mit ihrem eifersüchtigen Ex-Mann, an dessen Bestseller sie einst mitgeschrieben hat, wie jetzt erst bekannt wird.
Auf Kosten anderer
Man erwandert gemeinsam die Insel, feiert Geburtstage in angespannter Atmosphäre, tauscht Geheimnisse aus und kifft ausgiebig. Doch dann beginnt ausgerechnet der intrigante Hausbesetzer Jo mit einer Generalabrechnung. Er kritisiert die undankbaren Kinder und greift die Frau an, der die Familie das kostspielige Urlaubsdomizil überhaupt erst verdankt. Je mehr Jo anderen Fehler und Schwächen vorwirft, um von seinem eigenen Versagen abzulenken, desto stärker kristallisiert sich das Bild eines verbitterten Egomanen heraus, der auf Kosten anderer seine behauptete Grandiosität zu zementieren versucht.
Auf dem Nährboden dieser Konflikte läuft das wunderbare Ensemble zu darstellerischer Hochform auf. Es ist ein Genuss, dem Schlagabtausch zu folgen, illustriert von spanischer Musik, die dem Geschehen eine absurde Komik verleiht. Eingeleitet werden die sich zuspitzenden Szenen durch Kapitel aus dem Bestseller, aus dem der Vater seine Überlegenheit herleitet und damit in Kauf nimmt, dass seine Ex-Frau seine Lügen entlarvt. Selbst ein angedrohter Selbstmord vor den Augen der Kinder scheitert an seiner Wehleidigkeit.
Sinn für feine Zwischentöne
Obwohl die Vater-Tochter-Beziehung, die auch vertrauensvoll zärtliche Momente besitzt, gegen Ende etwas in den Hintergrund gerät, schafft es die Inszenierung von Aaron Arens, alle Figuren mit viel Sinn für feinste Zwischentöne durch das emotionale Minenfeld zu manövrieren. Und auch die ein oder andere Versöhnung mit einzuflechten.