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Schändung

120 min | Suspense, Thriller | FSK 16
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Kommissar Carl Mørck vom Sonderdezernat Q ermittelt in seinem zweiten Fall in einem Doppelmord aus dem Jahr 1987 an zwei Kindern. D
amals stand eine Schülerclique unter Verdacht, doch es konnte ihnen nichts nachgewiesen werden, und kurz darauf bekannte sich ein anderer Schüler alleine für die Tat verantwortlich. Mørck rollt den Fall wieder auf, denn er glaubt nicht an einen Einzeltäter. Er ermittelt gegen die damaligen Schulkinder, die mittlerweile alle Karriere gemacht haben. Zweite Verfilmung eines Thriller-Bestsellers von Jussi Adler Olsen um das Sonderdezernat Q der Kopenhagener Polizei. zelluloid.de °

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Filmkritik

Es würde sich lohnen, einmal eingehend darüber nachzudenken, warum sich deutsche Verlage die Mühe machen, sehr weltliche und zumeist recht grobe Krimis aus Skandinavien durch die Titelgebung ins Religiöse zu verzerren– Verblendung, Verdammnis, Vergebung, Erbarmen, nun also: Schändung. Im Untertitel heißt die zweite Jussi-Adler-Olsen-Verfilmung getreu dem dänischen Originals „Die Fasanentöter“ – was für all jene etwas unglücklich ist, die die Vorlage nicht kennen. Denn die Adaption nimmt sich recht große Freiheiten, denen nicht nur die Fasane zum Opfer fielen, sondern auch eine der vom Roman vorgegebenen Erzählperspektiven in der ohnehin nicht übermäßig anspruchsvollen Plot-Struktur. Man kann sich also vergleichsweise leicht zwischen den Ermittlungen des ausgewiesenen Griesgrams Carl Mørck und seinem Assistenten Assad orientieren, dem Rachefeldzug der Stadtstreicherin Kimmie und ihren Erinnerungen an die Zeit im Elite-Internat mit den Verbrechen, die einen Keil zwischen sie und ihre damaligen Freunde trieben – heute alle außer Kimmie dekadente Schnösel wie der Klinikbetreiber Ditlev Pram. Mørck und sein Sonderdezernat treten auf den Plan, als ein scheinbar verwirrter Mann Mørck auf den Doppelmord an einem Geschwisterpaar im Jahre 1994 anspricht und sich bald darauf das Leben nimmt. Verurteilt wurde seinerzeit ein Mann namens Bjarne Thøgersen, der das Gefängnis nach drei Jahren aber wieder verlassen konnte. Das aber stinkt, um im Cop-Jargon zu bleiben, doch zum Himmel, oder etwa nicht? Apropos Himmel: In dieser Geschichte soll es, wie in allen ähnlich vermarkteten Stoffen aus Dänemark oder Schweden, um das absolute Böse gehen, um Menschen also, die Grenzen aus nicht mehr rational nachvollziehbaren Motiven überschreiten – um ein halbmetaphysisches, eben durchaus religiöses Konzept also. Dabei ist auch dieser Stoff um Mørck, Kimmie und Pram eher eine pseudosoziologische Kolportage als eine komplexe Erforschung menschlicher oder spiritueller Ambivalenzen. Entsprechend ist die Adaption dort am besten, wo Regisseur Mikkel Nørgaard sich auf das Spekulative stützt, wo er einen verschlossenen Dachstuhl als überzeichnete, rotgrelle Hölle des Sadismus inszeniert – oder in einer Montage, die den Liebesakt und die Gewalt als Exzesse lustgetriebener Intensität weniger kontrastiert als vielmehr in eins setzt. Die Inszenierung hätte die Gegensätze noch viel stärker ausspielen können, die zwischen dem Leben in einem Eisenbahnwaggon und den Luxusbungalows der Prams dieser Welt liegen, wo hinter Glasfassaden und weißpolierten Küchenflächen Verachtung und Machtgier lauern. Doch die Kamera bleibt zumeist in der sicheren Halbdistanz; im Prunk zu schwelgen oder im Dreck zu wühlen ist nicht ihre Sache. Diese Schlichtheit impliziert einen Ernst, der den Geschehnissen überhaupt nicht gut steht. Die haarsträubenden Grausamkeiten, denen es auf den Grund zu gehen gilt, lassen sich im Fiktionalen nicht vernüchtern, sie lassen sich schon gar nicht irgendwie „realistisch“ packen, dafür sind sie zu, wenn man’s gut meint: allegorisch, wenn nicht: sensationalistisch. Wie so viele andere fällt auch dieser Thriller in die Kluft, die sich zwischen den schrillen Behauptungen seines Plots und dem spürbaren Zögern auftut, diese Schrille saftig ins Bild zu setzen. Was übrigbleibt, ist dabei gar nicht mal übel, nur reichlich banal.

Erschienen auf filmdienst.deSchändungVon: Tim Slagman (19.6.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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