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Filmkritik
Die ersten vier Buchstaben auf dem Ortsschild von Jerusalem’s Lot sind kaum noch lesbar. Selbst die Einheimischen sprechen deshalb nur von Salem’s Lot. Stephen King hat diese Kleinstadt in Maine für seinen frühen Roman „Brennen muss Salem“ erfunden und mit einer passenden Vorgeschichte versehen. Demnach wurde der Ort im 18. Jahrhundert von einem puritanischen Priester gegründet, der mit schwarzer Magie experimentierte. Dass der verheißungsvoll religiöse Stadtname in seiner neueren Variation an die dunkle Zeit der Hexenverfolgung erinnert, verweist aber nicht nur auf das zurückliegende Böse, sondern auch auf seine baldige Wiederkehr.
Auch Ben (Lewis Pullman) zieht es in die Vergangenheit. Nachdem seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, verließ er Salem’s Lot und wurde ein berühmter Schriftsteller. Zur Recherche für sein neues Buch kehrt er nun zurück. Zeitgleich zieht der dubiose Antiquitätenhändler Straker (Pilou Asbæk) in das durch Schauergeschichten berüchtigte Marsten-Haus. Bei der angeblich kostbaren Fracht aus der Ferne, die er in seinem Keller untergebracht hat, handelt es sich um einen jahrhundertealten Vampir, der die Bevölkerung zu seiner Gefolgschaft machen will.
Den Stoff in knapp zwei Stunden gepackt
Die von Bram Stokers „Dracula“ inspirierte Geschichte wurde bereits verfilmt: von Tobe Hooper im Jahr 1979 sowie 2004 von Mikael Salomon. In der dritten Adaption durch den Regisseur Gary Dauberman findet sich eine entscheidende Neuerung. Denn nach den beiden für Fernsehen inszenierten Zweiteilern versucht Dauberman nun, die Handlung auf einen nicht einmal zweistündigen Film zu verknappen. Weniger erzählen will er deshalb aber nicht.
Schon zu Beginn zeichnet sich ab, dass dieses Vorhaben den Film in die Bredouille bringt. Als Ben bei seiner Ankunft in Salem’s Lot bedeutungsvoll auf das Marsten-Haus schaut, bleibt sein Blick leer, weil der Film die Verbindung des Protagonisten zu dem Ort nie klärt. Es mag sich dabei nur um ein Detail handeln, doch es ist bezeichnend dafür, wie lieblos und mechanisch „Salem’s Lot - Brennen muss Salem“ seinen Plot herunterrattert. Alles, was für ein grobes Verständnis nötig ist, wird ins Drehbuch gestopft, aber das Entscheidende dabei vergessen: die Zeit und Sorgfalt, die es benötigen würde, um den Figuren Kontur zu verleihen und dem Unheimlichen Raum zur Entfaltung zu geben.
Als Ben beispielsweise seine Liebste Susan (Makenzie Leigh) kennenlernt, sind die beiden bereits eine Szene später ein Paar, ohne dass man auch nur ansatzweise wüsste, worin ihre gegenseitige Anziehung besteht. Der junge Neuling Mark (Jordan Preston Carter) muss sich nur kurz gegen einen Schulschläger behaupten, bevor er zum Vampirjäger wird. Seine einzige Charaktereigenschaft besteht in seiner Furchtlosigkeit. Wie gehetzt der Film mit den Figuren umgeht, offenbart sich in einer eher unbedeutenden Szene, als Ben in der Grundschule zu Gast ist. Ein neugieriges Mädchen fragt ihn dabei nach seinem Liebesleben. Kaum ertönt die Schulglocke, hat sie das Interesse aber schon wieder verloren.
Reizvolle Fassade ohne Leben
Zunächst gelingt es „Salem’s Lot“ durchaus überzeugend, das nostalgisch- provinzielle 1970er-Jahre-Flair einzufangen. Untermalt von Gordon Lightfoots Folk-Song „Sundown“ gleitet die elegante Kamera durch die mit solidem Produktionsdesign geschaffene Retro-Stadt. Hinter ihrer reizvollen Fassade steckt jedoch ebenso wenig Leben wie hinter den bleichen Gesichtern der Vampire. Insbesondere das liebevolle Porträt einer Dorfgemeinschaft und ihrer Bewohner, das die Bücher von Stephen King häufig auszeichnet, bleibt hier komplett auf der Strecke. Nicht einmal für die Hauptfiguren findet der Film genügend Zeit, um sie ein wenig interessanter zu machen.
Als Resultat bleibt man als Zuschauer auf Distanz, während die sich überstürzenden Ereignisse an einem vorbeiziehen. Die Verbindungen zwischen den verschiedenen Erzählsträngen wirken so sprunghaft und die Charaktere so oberflächlich, dass man einen zweistündigen Trailer zu sehen glaubt, der über bloße Andeutungen nicht hinauskommt. Wenn der Film dann im Finale doch noch ein wenig konzentrierter wird, hat man das Interesse an diesem heillosen Durcheinander aber längst verloren.