- RegieJohannes Roberts
- Dauer107 Minuten
- GenreScience FictionActionHorror
- Cast
- AltersfreigabeFSK 16
- TMDb Rating6.2/10 (1246) Stimmen
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
„Resident Evil“ war ursprünglich ein Survival-Spiel für die Playstation, das sich seit 1996 extrem erfolgreich verkaufte und bis heute mit Fortsetzungen weiterentwickelt wird. 2002 schob man dem Spiel einen ersten Film hinterher, der von Paul W.S. Anderson inszeniert wurde. Auch an weiteren Adaptionen herrscht seither kein Mangel; „Resident Evil: Raccoon City“ ist schätzungsweise die siebente. Alle Geschichten sind in Raccoon City angesiedelt, der Stadt in den Bergen, mit einer Villa, einem Waisenhaus und den unterirdischen Laboren der Pharmafirma „Umbrella“, in denen schurkische Wissenschaftler Menschen aus dem Tod zurückholen. Damit kreieren sie Monster oder Zombies – oder beides.
So weit, so bekannt. Bei einem Film aus dem Jahr 2021 stellt sich die Frage: Gibt es ein Publikum, das von all dem nichts weiß? Nichts von den Spielen, den Filmen, der Marke „Resident Evil“? Gibt es also Menschen, die bloß neugierig sind und sich im Kino gruseln wollen? Wenn ja, können die mit diesem Film etwas anfangen? Die Antwort lautet: Ja, sie werden flott ins Geschehen eingeführt. Zuerst ins Waisenhaus von Raccoon City, wo das Mädchen Claire nachts aufwacht und merkt, dass es beobachtet wird. Claire reagiert nicht hysterisch, sondern spricht das Wesen an, das aus einer Ecke zu ihr hinguckt – und prompt rennt es weg.
In Raccoon City passieren dubiose Dinge
Die nächste Episode spielt auf einer Landstraße im Wald. In einem Truck sitzt eine Tramperin neben dem Fahrer. Es ist Claire (Kaya Scodelario), jetzt erwachsen, auf dem Weg zurück in die Stadt ihrer Kindheit. Plötzlich läuft eine Frau im weißen Kittel vors Auto. Während Claire und der Fahrer noch schockiert debattieren, was jetzt zu tun sei, steht die Leiche vom Boden auf und verschwindet im Wald. Beide Male fürchtet man sich ordentlich, weil man weder richtig sehen kann, was passiert, noch richtig versteht, was man sieht. Dazu muss man keine Vorgeschichte kennen; deutlich wird, dass in und um Raccoon City dubiose Dinge passieren.
Allerdings hält die Sache mit dem Gruseln nicht lange vor. Wer „Resident Evil“ kennt, weiß sowieso, was passiert; man kann an den beiden Episoden leicht ablesen, dass auch diesmal die Originalgeschichte kaum variiert wird. Kennt man die Filme nicht, wird man die Ereignisse trotzdem über weite Strecken vorhersehen. Denn Regisseur Johannes Roberts erzählt weitgehend mit Klischees, die so tief im Horrorgenre verankert sind, dass man ihrer altbackenen Bilder schnell überdrüssig wird: des skrupellosen Wissenschaftlers, der zombifizierten Stadtbevölkerung, des Monsters mit den Spinnenbeinen. Der Film fügt diesen Motiven nichts Neues hinzu, jede Handlung, jede Gefahr gehört zu Standardvorlagen, die man längst nicht mehr fürchtet, oder wenn, dann aus Gründen der Langeweile.
Der Schrecken lauert auf der Tonspur
Dabei gibt sich das Ton- und Produktionsdesign von „Raccoon City“ viel Mühe. Der Soundtrack ist laut und böse, er ruft Schrecken hervor, ganz ohne Bild; gleiches kann man übrigens auch schon über den ersten „Resident Evil“-Film nachlesen. Die Umgebung ist üppig und glänzend, die Zimmer sind Säle, angefüllt mit Tand, von dem man schon ohne Zombies Gänsehaut bekäme.
Es gibt eine klaustrophobische Sequenz, in der das Dunkel nur durch Mündungsfeuer erhellt wird, das jeweils das blutige Gesicht eines Untoten sichtbar macht, was zumindest visuell interessant ist. Doch die Bedrohung bleibt gering, nicht zuletzt, weil man nicht um die Protagonisten fürchtet. Denn die entfalten weniger Charakter als die Räume, in denen sie sich aufhalten.
Tatsächlich stehen die jungen Polizisten von Raccoon City mitten in der Zombie-Apokalypse und wundern sich, was mit ihren Mitmenschen los ist. Dabei spielt der Film im Jahr 1998, also könnten sie von George A. Romero schon mal gehört haben, der die Zombies spätestens ab 1978 populär gemacht hat. In der Stadt ist das Unverständnis über die Situation allerdings groß; die Dialoge darüber erreichen das Niveau von „Wir müssen hier weg“.
Ein wenig Übermut tut gut
Die einzigen Figuren, die sich nicht in Zeitlupe durch die Gefahrenzone bewegen, sind zwei Frauen – Claire und eine Polizistin. Claire wird von der toughen Kaya Scodelario bespielt, die vom Regisseur nichts anderes als Tempo bekommt, womit sie sich profilieren könnte, höchstens noch ein wenig Übermut beim Nachladen des Gewehrs. Ob das reicht, um aus der Stadt zu fliehen, bevor das Militär alles in die Luft jagt? Lebende wie untote Bewohner? Für die Unterhaltung reicht das nicht unbedingt.