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Filmkritik
30 Jahre lang haben sich Blandine (Olivia Côte) und Magalie (Laure Calamy) nicht mehr gesehen. Doch nun bringt ein Zufall sie wieder zusammen. Als Teenager waren die beiden unzertrennlich, wie ein Rückblick auf vergangene Abenteuer und alte Lieben beweist. Ein Anflug von Bedauern legt sich für einen Moment über den Film „Reif für die Insel“, weil Chancen verpasst wurden und Träume unerfüllt blieben, zumal ein vermeintlicher Betrug die Freundschaft der Mädchen abrupt beendete.
Jetzt ist Blandine die alleinerziehende Mutter eines heranwachsenden Sohnes, während Magalie sich als unbedarfte, sorglose Ulknudel gefällt. Das erste Treffen in einem Restaurant geht darum noch schief. Doch dann besteht Blandines Sohn darauf, dass sich die beiden Frauen ihren Traum von damals erfüllen: gemeinsam nach Griechenland zu fliegen, um auf Amorgos den Schauplätzen von Luc Bessons „Im Rausch der Tiefe“ nachzuspüren.
Doch während sich die ängstliche, sorgfältig planende Blandine auf die Übernachtung in einem Luxushotel gefreut hatte, nimmt Magalie die Dinge auf die leichte Schulter. Prompt landen die beiden Frauen durch ihre Unachtsamkeit auf der falschen Insel, ohne Shuttle oder Hotel. Darum geht es mit der nächsten Fähre nach Mykonos, wo sie Magalies Freundin Bijou (Kristin Scott Thomas) in ihrem wunderschönen Haus herzlich willkommen heißt. Jetzt endlich kann der Traumurlaub beginnen.
Sehnsuchtsort Griechenland
Zwei höchst unterschiedliche Menschen gehen gemeinsam auf eine Reise, um sich trotz aller Konflikte anzunähern und zu verändern. Das ist ein beliebtes Motiv von Road Movies, das auch in der französischen Komödie von Marc Fitoussi als Blaupause fungiert. Griechenland ist dabei einmal mehr ein Sehnsuchtsort, der nicht nur durch seine schöne Landschaft und alte Kultur besticht, sondern auch durch das Laissez-faire seiner Bewohner, die mit ihrer lockeren Art stets einen Ausblick auf ein besseres Leben geben. Fitoussi bedient diese Klischees lustvoll und reichert sie mit stolzen Griechen an, die jede Errungenschaft, ob dem Namen nach oder ihrer Funktion wegen, auf das alte Griechenland zurückführen. Was etwas zu viel des Augenzwinkerns ist.
Auch dramaturgisch ist der Film nicht immer geglückt, die Begegnungen zwischen den Frauen, mit viel Dialog unterlegt, ziehen sich in die Länge. Schon das erste Treffen im Restaurant schildert Fitoussi viel zu ausführlich und redundant. Ungeschickt auch einige Entscheidungen des Drehbuchs: Der vermeintliche Betrug von damals ist keiner, und auch Bijous Brustkrebs, der so etwas wie Rührung in den Film bringen sollte, entpuppt sich als Fehldiagnose. Viel Lärm um nichts also, die Konflikte lösen sich in Wohlgefallen auf.
Das Ereignis ist Kristin Scott Thomas
In dem Bemühen, ein möglichst großes Gefälle zwischen den Charakteren zu etablieren, verliert die Inszenierung das Maß. Blandine wirkt mit ihrem Selbstmitleid, ihrer Lebensverweigerung und ihrer Steifheit fast schon unsympathisch; Magalie hingegen ist mitunter eine große Nervensäge, die die Bedürfnisse anderer missachtet. Das eigentliche Ereignis von „Reif für die Insel“ ist deshalb Kristin Scott Thomas, die mit langen schneeweißen Haaren kaum wiederzuerkennen ist. Ihre Bijou fungiert quasi als Bindeglied zwischen den beiden antagonistischen Frauen, sie versteht sowohl Blandines Introvertiertheit als auch Magalies Aufgedrehtheit. So schafft Scott Thomas einen vielschichtigen, glaubwürdigen Charakter, der dem Film ein wenig Tiefe verleiht. Es ist eine der wenigen Komödien der Schauspielerin. Das mag man bedauern, denn Kristin Scott Thomas kann sehr witzig sein.