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Filmplakat von Passion simple

Passion simple

99 min | Drama, Lovestory
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Ein Mann und eine Frau werden zufällig für mehrere Monate zusammengeführt. Er ist jünger als sie, verheiratet, Russe, offiziell in Paris stationierter Diplomat. Sie ist eine schöne Lehrerin und Forscherin, die mit den Füßen fest auf dem Boden steht. Der Film verfolgt die Entwicklung ihrer Liebe von Anfang bis Ende.

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Filmkritik

Einmal geht Hélène mit einer Freundin ins Kino, um „Hiroshima, mon amour“ von Alain Resnais zu sehen. Die darin entfaltete Liebesgeschichte zwischen einer französischen Schauspielerin und einem japanischen Architekten, erzählt aus der Sicht einer Frau, nämlich der Schriftstellerin Marguerite Duras, erinnert Hélène an ihre eigene Affäre – mit einem verheirateten Mann. Die Freundin veranlasst diese Tatsache zur Bemerkung, dass Hélène wohl in die Liebe selbst verliebt sei. Was in etwa die Essenz des Films von Danielle Arbid ist.

Hélène ist Literaturdozentin in Paris. Neben ihrer Lehrtätigkeit forscht sie über die englische Schriftstellerin Aphra Behn, die im 17. Jahrhundert sogar als Geheimagentin für Karl II. tätig war. Behn gilt als erste englische Autorin, die von ihrem Beruf leben konnte. Das ist vielleicht ein versteckter Hinweis auf die Emanzipation der Frau, doch „Passion Simple“ verliert diesen Aspekt rasch aus den Augen.

Eine endlose Abfolge von Warten, treffen, warten

Hélène ist besessen von Alexandre, einem russischen Botschaftsangestellten, der allerdings verheiratet ist. Sie macht gleich zu Beginn des Films im Off-Kommentar deutlich, was die Beziehung zu einem verheirateten Mann bedeutet: auf seinen Anruf warten, dann sofort ein Treffen vereinbaren, ihn anschließend ohne Erwartungen und Reue wieder gehen lassen, um erneut auf seinen Anruf zu warten.

Alexandre ist nur körperliche Präsenz. Man sieht, wie er in Hélènes Wohnung ankommt, kaum spricht und sich sofort auszieht. Die Haut ist vernarbt und von Tattoos übersäht, sein Blick ist intensiv und fordernd. Man lernt ihn kaum kennen; seine Ausstrahlung changiert zwischen grausam und kühl; ob er Hélène wirklich liebt, wird nicht deutlich.

Sie hingegen wird zur Sklavin ihrer Leidenschaft, der Sex wird zur Flucht aus dem banalen Alltag. Die kurzen Begegnungen wiederholen sich, An- und Ausziehen ist das stets wiederkehrende Ritual, dann der Sex, mal ruppig, mal zärtlich. „Woher weiß ich, dass es nicht das letzte Mal ist?“, fragt sie ihn. Ein erster Hinweis darauf, dass dieses Arrangement nicht mehr lange funktionieren kann.

Sie nimmt sich, was ihr Körper braucht

Andere Menschen spielen dabei keine Rolle. Manchmal ist Hélènes Sohn zu sehen, einmal kurz ihr Ex-Ehemann. Die Erzählstruktur konzentriert sich ganz auf die Hast der Protagonistin, wenn sich kurzfristig ein Treffen ergibt. Dann wieder gleitet sie mit ihrem Einkaufswagen durch die Gänge eines Supermarkts oder legt sich schlafend vor einen Baum. Laetitia Dosch lässt sich auf diese irritierende Figur voll ein; sie verkörpert perfekt die Leidenschaft, das Verlangen, das Vergnügen, die Verletzlichkeit, das Bedauern. Hélène nimmt sich, was ihr Körper braucht. Einmal reist sie mit ihrem Sohn nach Florenz und sieht sich lange den Hintern von Michelangelos David-Statue an. Die Versuchung ist überall.

Ihre Obsession wird nicht nur durch die häufigen, sehr direkten Sexszenen deutlich, sondern auch durch die Lieder des Soundtracks, die wie ein griechischer Chor das Geschehen kommentieren. „Die Liebe ist etwas Wundervolles“, heißt es in einem Chanson von Charles Aznavour, Bob Dylans „I Want You“ ertönt in der Interpretation von Linda Vogel, die Flying Pickets singen „Only You“, den Inbegriff melancholischer Sehnsucht. Als Hélène einmal nach Moskau fliegt, um dieselbe Luft zu atmen wie Alexandre (ohne ihn allerdings zu treffen), singt Leonard Cohen seinen berühmten „Stranger Song“. Hélène ist sich selbst fremd geworden.

Erschienen auf filmdienst.dePassion simpleVon: Michael Ranze (14.12.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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