- RegieGilles de Maistre
- ProduktionsländerFrankreich
- Dauer84 Minuten
- GenreDokumentarfilm
- Cast
- AltersfreigabeFSK 0
- Empfehlung der Jugendfilmjury12 - 99
- IMDb Rating6/10 (8) Stimmen
Vorstellungen
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Filmkritik
Der französische Autor und Regisseur Gilles de Maistre ist ein Wanderer zwischen den Filmwelten. Er absolvierte ein Studium des Fotojournalismus in Paris und realisierte etliche Dokumentationen und Reportagen über Kriege, Hungersnöte, Obdachlose und Naturkatastrophen. Zwischendurch dreht der 61-Jährige aber auch Spielfilme wie "Killer Kid" (1994) oder das Familiendrama "Mia und der weiße Löwe“ (2018), das in Frankreich zum Kinoerfolg avancierte. Mit "Morgen gehört uns" kehrt er zum dokumentarischen Ansatz zurück.
Darin porträtiert er sieben Kinder aus vier Kontinenten, die sich auf unterschiedliche Weise für bessere Lebensbedingungen und mehr Kinderrechte einsetzen. Mit einem bewundernswerten Engagement und der für Kinder typischen Energie wollen sie die Welt verändern und werden so zu Vorbildern – für Jung und Alt.
Weltverbesserungsprojekte von Peru bis Indien
Der 13-jährige José aus Arequipa in Peru hat schon mit sieben Jahren eine Umweltbank gegründet. Bei ihm können Kinder mit fünf Kilo Altpapier oder -plastik als Startkapital ein Konto eröffnen und monatlich mindestens ein weiteres Kilo "einzahlen". Der Erlös des recycelten Materials wird ihnen gutgeschrieben. Heute sind 3000 Kinder zwischen zehn und 18 Jahren Kunden seiner Bank.
Der zehnjährige Arthur aus Cambrai in Frankreich hat ein Herz für Obdachlose. Schon als Kleinkind wollte er unbedingt den Ärmsten helfen, die auf der Straße leben. Heute gestaltet er mit der Sprühdose farbenfrohe Bilder und erwirbt mit dem Verkaufserlös Lebensmittel und Hilfsgüter, der er mit der Hilfe von Vater oder Mutter selbst an Obdachlose verteilt.
In Conakry in Guinea kämpft die zwölfjährige Aissatou mit jungen Gesinnungsgenossinnen gegen die Diskriminierung von Mädchen und gegen die Kinderehe, die in Guinea verboten ist, aber oft geduldet wird. Sie hält Vorträge in Schulen, tritt auf Märkten auf und spannt Politiker für ihre Ziele ein. Wenn Aissatou von der geplanten Hochzeit einer Minderjährigen erfährt, alarmiert sie die Polizei und versucht, die Zeremonie zu verhindern. In einem Jahr hat sie mit ihren Helferinnen zudem dafür gesorgt, dass 16 Kinderehen annulliert wurden.
Wider Kinderarbeit und andere Missstände
Die elfjährige Heena, ein Straßenmädchen aus Neu Delhi, arbeitet als Kinderreporterin für das Monatsmagazin "Balaknama" („Stimme der Kinder"), das über die Erfahrungen von Straßenkindern informiert. Mit ihren Kolleginnen verteilt sie die Zeitungen an arbeitende Kinder oder andere Straßenkinder und liest die Artikel jungen Analphabeten vor.
Kevin, Jocelyn und Peter sind zehn, zwölf und 13 Jahre alt und leben in Potosi in Bolivien, einem Land mit einer Million Kinderarbeitern und elf Millionen Einwohnern. Weil viele Familien sehr arm sind, müssen viele Kinder in Minen, Ziegeleien oder Textilfabriken schuften, um zum Familieneinkommen beizutragen. Gemeinsam ist den dreien, dass sie einer Kindergewerkschaft angehören, die gegen die gängige Ausbeutung und für bessere Arbeitsbedingungen kämpft.
José fungiert dabei als Ich-Erzähler und Moderator. Er führt per Off-Kommentar durch den Ermutigungsfilm, spricht das Publikum manchmal direkt an und erläutert zum Teil die Projekte seiner Mistreiter/innen. 2018 gehörte er zu den fünf Finalist/innen für den Children's Climate Prize und reiste zur Preisverleihung nach Schweden. Diese Reise bildet gleichsam die dramaturgische Klammer des Films. Sie nimmt aber insgesamt zu viel Raum ein, den man besser für eine vertiefte Darstellung der anderen Fälle hätte nutzen können. Nominiert war übrigens auch die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg, die jedoch der Preisverleihung fernblieb, weil die anderen Nominierten mit dem Flugzeug nach Stockholm reisten.
Keine Einzelkämpfer
Über die sieben Porträtierten hinaus werden weitere junge Aktivisten kurz vorgestellt, zum Teil per Internetvideos oder TV-Berichten. So setzt sich Hunter aus Südafrika für die Rettung bedrohter Nashörner ein, und Khloe versorgt Obdachlose an der palmenbesetzten Promenade in Los Angeles mit Beuteln voller Hilfsgütern.
Bemerkenswert ist, wie es den Kindern gelingt, ihre Eltern für ihre Ziele einzuspannen. So stellte sich Josés Vater gleichsam als Assistent in den Dienst des Sohnes, den er aufrichtig bewundert. Und Vater und Mutter von Arthur fahren den modernen Samariter immer wieder geduldig zu den Stammplätzen der Clochards in Cambrai oder zu den Ausstellungen, bei denen er seine Bilder verkauft.
Dass all diese jungen Weltveränderer nicht allein sind, sondern sich an Vorläufern orientieren können, machen kurze Verweise etwa auf die spätere Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai aus Pakistan deutlich, die sich schon mit 12 Jahren für das Recht von Mädchen auf Bildung einsetzte und sich auch von einem Attentat nicht davon abbringen ließ.
Positive Samenkörner ins Gehirn der Zuschauer pflanzen
Unübersehbar ist der sozialkritische Impetus des Films. Der Regisseur will erklärtermaßen "heute diese kleinen Hoffnungsmacher aus allen vier Ecken der Welt suchen und ins Licht stellen". Ihm geht es darum, "positive Samenkörner in die Gehirne der Zuschauer zu pflanzen". Sehr schön arbeitet er dabei einen zentralen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen heraus: Anders als viele Erwachsene kapitulieren Kinder nicht gleich vor scheinbar zu großen Problemen, sondern tun etwas Konkretes. De Maistre bringt das auf den Punkt: "Sie sagen nicht: 'Ich löse das Problem der Hungersnot', sondern: 'Ich werde zehn Personen in meinem Viertel helfen.'"
In seiner Bewunderung für das bedingungslose Engagement der Jungaktivisten überspannt der Regisseur und sechsfache Vater allerdings gelegentlich den Bogen. So werden Probleme und Widerstände, auf die die "Hoffnungsmacher" in der Realität gewiss stoßen, hier allenfalls angerissen, etwa wenn José beklagt: "Nicht mal meine Mutter hat an mich geglaubt." Oder wenn Heena von einem erbosten Vater zurechtgewiesen wird, weil sie kritisiert hat, dass er seinen kleinen Sohn für sich arbeiten lässt, statt ihn zur Schule zu schicken. Zudem fehlen wichtige Hintergrundinformationen: Wer finanziert den Druck der Straßenkinderzeitung? Und wie ist es rechtlich möglich, dass Minderjährige in Peru eine Bank gründen und betreiben dürfen?
Ferner greift de Maistre gerne zu heroisierenden Zeitlupen und polstert die meisten Sequenzen mit einer allzu emotionalisierenden Musik aus. Dabei brauchen die solcherlei Hilfe gar nicht; der Film entfaltet auch so eine enorme Kraft und wird viele junge wie erwachsene Zuschauer zum Nachdenken über die elementare Frage bringen: Was kann ich tun?