- RegieAndré Hörmann
- ProduktionsländerDeutschland
- Dauer86 Minuten
- GenreDokumentarfilm
- Cast
- AltersfreigabeFSK 0
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Die „Grünen Berge“ von Ilam im Osten Nepals, dicht an der Grenze zu Indien, markieren den Beginn der Reise. Das berühmte Teegebiet, das auf der indischen Seite Darjeeling heißt, liegt in einer zauberhaften Landschaft: sanfte Hügel, bedeckt vom tiefsatten Grün der Teepflanzen. Hier lebt das Volk der Lepchas, das vermutlich tibetische Wurzeln hat. Gerade findet die Teeernte statt. Eine Frau erklärt die Unterschiede zwischen den Teeblättern, zwischen First Flush und Second Flush.
Dieser Auftakt gibt zu schönsten Hoffnungen Anlass. Man könnte meinen, dass nun ein wunderbarer Dokumentarfilm über eines der großen Traumziele für Reisende folgt, mit Informationen, Unterhaltung und schönen Bildern. Doch diese Erwartungen werden enttäuscht; nur die schönen Bilder bleiben. Jedes einzelne Motiv wäre fast einen eigenen Film wert, doch es bleibt keine Zeit für tiefere Einblicke, geschweige denn für Zusammenhänge oder Übergänge. Denn schon steht die nächste Station an und ein ganz anderes Thema, nämlich der Reisanbau. Danach folgt die alte Pilgerstadt Janakpur, die für ihre Altstadt, die Tempel und ihre Malerinnen berühmt ist, die im traditionellen Stil wunderschöne Bilder aus Naturfarben kreieren.
Schlag auf Schlag
So geht es weiter, Schlag auf Schlag. Hier wird nicht nur der komplette Mahendra Highway abgearbeitet, sondern es werden neben Kultstätten und religiösen Ritualen, der Hauptstadt Kathmandu sowie vielen anderen Sehenswürdigkeiten und touristischen Attraktionen auch diverse Nationalparks besucht. Dabei dürfen die bekannteren Motive aus Nepal, zottelige Yaks, flatternde Gebetsfahnen oder der wolkenumwehte Mount Everest, ebenso wenig fehlen wie die allgegenwärtigen Reisebusse, die den größten Teil des Fernverkehrs übernehmen.
Was zunächst zu einer Dreisatzaufgabe einlädt, 85 Minuten für 1000 Kilometer – wie viel Zeit bleibt dann für jede der (gefühlt) 50 Stationen –, entwickelt sich bald zur anstrengenden Tour de force. Sensation reiht sich an Sensation, von denen immer weniger im Gedächtnis haften bleibt; die herrlichen Bilder huschen vorbei und drohen sich zunehmend in Bedeutungslosigkeit zu verlieren. Das alles passt so gar nicht zur nepalesischen Lebensart und erinnert an Touristen aus Übersee, die Deutschland in drei Tagen „schaffen“: München, Heidelberg, Berlin.
Immerhin entschädigen die wunderbaren Bilder des Kameramanns Hans Jakobi für die konzeptionellen und inhaltlichen Mängel. Sie wecken echte Reiselust, denn die visuellen Reize des Landes werden in souverän gewählten Kamerapositionen in den Fokus gerückt. Exquisit durchdachte Drohnenaufnahmen verschaffen zusätzlichen Überblick über die vielfältigen Landschaften. Der Film ist wirklich ein Augenschmaus.
Wie ein opulenter Fotoband
Allerdings erinnern Zusammenstellung und Bildschnitt mehr an das schnelle Durchblättern eines opulenten Fotobandes als an einen Kinofilm. Weder visuell noch auditiv erfährt man, wer hier eigentlich für diesen Film unterwegs ist. Während bei einem klassischen Reisebericht normalerweise immer auch ein wenig erzählt wird, beschränkt sich „Mahendra Highway“ fast ausschließlich aufs Zeigen und Berichten. Einheimische kommen höchstens ein paar Sätze lang zu Wort, und schon geht es weiter auf der eiligen Reise.
Insgesamt wirkt „Mahendra Highway“ sehr gehetzt und auch lieblos, was vielleicht auch daran liegt, dass der Kinofilm ursprünglich eine zweiteilige TV-Dokumentation war. Regisseur André Hörmann gönnt dem Publikum keine Pause, so als ob er Angst vor einem Moment der Ruhe hätte. Das gilt auch für den Kommentar, dessen Texte wie Beschreibungen aus einem alten Reiseführer klingen und den Eindruck der Beliebigkeit noch verstärken. Es wird nichts hinterfragt, man erfährt nichts über politische oder soziale Hintergründe. Auch die Probleme durch den Trekking-Tourismus werden nicht angesprochen und die vielen Rituale lediglich oberflächlich abgehandelt. Das Konzept eines filmischen Rundumschlags über Nepal geht nicht auf. Der Schlusssatz klingt denn auch mehr wie eine Drohung: „Am anderen Ufer warten die grünen Wälder Nordindiens.“