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Filmplakat von Love, Spells and All That

Love, Spells and All That

96 min | Drama, Romanze, LGBTQ | FSK 12
Nach 20 Jahren im Ausland kehrt Eren auf die große Prinzeninsel im Maramarmeer, Büyükada, zurück, wo sie in ihren Jugendjahren als Tocher eines reichen Abgeordneten die Sommermonate verbrachte. Es ist die Liebe, die sie an diesen Ort zurückführt. Die Liebe zu Reyhan, der Tochter des damaligen Hausmeisters ihrer Villa. Als ihre verbotene Liebesbeziehung damals aufflog, sorgte Erens Vater dafür, dass die beiden jungen Frauen sich nie wieder zu Gesicht bekamen. Jetzt nach dem Tod des Vaters kehrt Eren zurück. Doch Reyhan glaubt, dass nur ein Liebszauber, den sie damals in ihrer Verzweiflung in Auftrag gegeben hatte, Eren zurückgeholt hat, und nicht die Liebe, an die Reyhan nicht mehr glauben mag. Ein mutiger und gleichzeitig poetische Film! In der Jurybegründung zum Türkischen Filmkritikerpreis für den Besten Film beim 56. Antalya Filmfestival heißt es, dass der Film “eine Rebellion gegen das kollektive Unterbewusstsein“ sei und gleichzeitig Hinweise auf ein sich veränderndes Leben spürbar mache.

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Filmkritik

„Mein Leben war im Arsch“, schleudert Reyhan ihrer großen Liebe Eren wütend entgegen. Die steht nach zwanzig Jahren mit ihren aufgestauten Gefühlen plötzlich vor ihr und versucht sie davon zu überzeugen, an die gemeinsame Geschichte anzuknüpfen, zusammen wegzugehen und ein neues Leben zu beginnen.

Reyhan und Eren waren Teenager, als sie sich heftig ineinander verliebten. Als die Beziehung aufflog, schickte Erens Vater, ein einflussreicher Minister, seine Tochter zum Studium ins Ausland. Reyhans Vater, der im Sommerhaus der Familie als Hausmeister arbeitete, ließ er von der Insel Büyükada vertreiben. Reyhan wurde geächtet, durfte nicht studieren, ihr Vater verarmte. Die Briefe, die sie an Eren schrieb, blieben unbeantwortet. Aus Verzweiflung suchte sie eine Magierin auf und belegte die Geliebte mit einem Liebeszauber.

Wut, Verbitterung, Bedauern, Verzweiflung

Das klingt ein wenig nach Märchen. Tatsächlich aber befasst sich „Love, Spells and All That“ trotz mancher unglaubwürdigen Wendung auf dem Boden des Realismus mit gleichgeschlechtlicher Liebe – einem in der türkischen Gesellschaft immer noch häufig tabuisierten und filmisch wenig erzählten Thema.

Die Wiederbegegnung der beiden Frauen erzählt der Regisseur Ümit Ünal in einer ausgedehnten und mit allerhand Informationen vollgepackten nächtlichen Dialogszene. Wut, Verbitterung, Bedauern, Verzweiflung, Entfremdung: Die Emotionen wirbeln nur so durcheinander. Erens versuchte Annäherung schmettert Reyhan ungläubig ab; ihre damalige Liebesgeschichte sei nichts anderes als „Kinderkram“. Man kann verstehen, dass sie die andere in ihrer Besessenheit für leicht verrückt hält, schließlich steht zwischen den beiden Frauen mehr als eine zwanzigjährige Trennung. Erin hat in Paris studiert, über Lacan promoviert, ist wohlhabend und fällt mit ihren raspelkurzen Haaren auf der Insel sofort auf. Reyhan hält sich mit einer kleinen Rente über Wasser und lebt mit Gökhan in einer Bruchbude, in der kein einziges Buch vorhanden ist.

Auch äußerlich geben sie ein ungleiches Paar ab. Erens Gesicht ist spitz und in ständiger Anspannung, Reyhan wirkt mit den hängenden Schultern und den nach unten gezogenen Mundwinkeln erschlafft und müde, so als sei alle Lebensenergie aus ihr gewichen.

Eine vom Aberglauben geprägte Welt

Nach dem anfänglichen Hin und Her von Wegschicken, Nicht-Gehen-Wollen, Weggehen und Zurückkommen, das in einem dramatischen Zusammenbruch mündet, ist bald alles licht und sommerlich; die Verhärtungen der anstrengenden Nacht haben sich gelöst. Auf der Suche nach der spirituellen Führerin, die den Bann umkehren soll, kommen sich die beiden Frauen näher; dabei wirft der Film auch Seitenblicke auf eine von Aberglauben geprägte Welt.

Im Bemühen, die patriarchalen Verhältnisse in der Türkei zur Sprache zu bringen, wechselt Ünal gelegentlich etwas ungeschickt in die (voyeuristische) Perspektive Gökhans, der seiner Lebensgefährtin und ihrer Jugendfreundin heimlich folgt. Dabei hat der Film mit der Ausleuchtung der Beziehung der zwei Frauen schon genug zu tun. „Love, Spells and All That“ wirkt streckenweise etwas schwerfällig und bemüht, doch wenn die Anspannung und die Verbitterung von Reyhan und Eren abfällt, findet auch der Film zu einem leichteren, mitunter sogar augenzwinkernden Ton.

Erschienen auf filmdienst.deLove, Spells and All ThatVon: Esther Buss (21.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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