Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Der Film von Jim Strouse will auf das ganz Große hinaus. Auf das Märchen einer Liebe, die die Menschen aus der Bahn trägt und nie mehr aufhört, sie zu tragen. „Love Again“ will diese Liebe nicht als Drama zeigen, und auf keinen Fall als sexuelle Verwirrung; auch nicht einmal als romantische Komödie, oder höchstens ein bisschen. Der Regisseur will vielmehr in bester 1950er-Jahre-Schmonzetten-Tradition zwei heterosexuellen Menschen beim bedingungslosen Verliebtsein zugucken und möglichst viel von diesem Gefühl ans Publikum übertragen.
Dazu bedarf es der Romantik. Also sieht man etliche der klassischen Situationen: die ganze Nacht im Park sitzen und reden, engumschlungen tanzen, obwohl die Musik längst nicht mehr spielt; den Lauf der Zeit verpassen. Wer das kennt, kann nostalgisch daran anknüpfen; wer es nicht kennt, wahrscheinlich auch, denn solche Bilder gelten nicht umsonst als Klassiker – sie sind die erprobtesten Rührstücke des Kitsches. Parallel dazu entdecken die Protagonisten gemeinsame Hobbys; eines davon ist immerhin sportlicher Natur, das bringt ein bisschen Leichtigkeit in die sonst demonstrativ schwere Geschichte.
Liebe, Schmerz und Leid
Gelegentlich findet sich dabei auch ein emotionaler Bezug, meist zu einer Situation, weniger zu den Hauptfiguren. Die sind in ihrem Ausgangszustand von der Liebe weitestmöglich entfernt, um die Spannung in die Höhe zu treiben. Mira (Priyanka Chopra Jones) hat ihren Verlobten vor zwei Jahren bei einem Autounfall verloren. Rob (Sam Heughan) wurde unerwartet von seiner Verlobten verlassen. Beide wollen mit Liebe nie wieder etwas zu tun haben, der Schmerz war zu groß.
Natürlich sind Rob und Mira arg zart besaitet; ihr Selbstmitleid durchzieht den Film auch dann noch, wenn sie einander schon gefunden haben. Trotzdem muss die transformierende Kraft der Liebe sichtbar werden. Zur Hilfestellung erscheint die kanadische Sängerin Céline Dion, die den Soundtrack nicht nur mit ihren Balladen bestückt, sondern auch als Schauspielerin auftritt. Sie spielt sich selbst, gibt Konzerte und Interviews, hat aber neben der Funktion als Popstar auch die Rolle einer Erzieherin inne: Sie erteilt den Protagonisten persönliche Ratschläge; Rob erschließen sich ihre Liedtexte gelegentlich sogar als Weisheiten, die ihm erst durch das eigene Erleben von Liebesglück oder -leid verständlich werden.
Auf den Spuren einer SMS
Das allerdings folgt erst im fortgeschrittenen Stadium von „Love Again“. Den Großteil des Films macht zuvor die Wiederaufnahme der Liebe aus, der erste Funkenflug, der entsteht, ohne dass die beteiligten Personen sich überhaupt kennen oder sehen oder absichtlich ins Gespräch kommen. Denn Rob erhält eine Handynachricht, die Mira sentimental an die Nummer ihres toten Liebsten schickt. Diese Nummer wurde inzwischen an Robs neues Geschäftshandy vergeben. Da die Nachrichten nicht abreißen und Rob von deren Intimität fasziniert ist, macht er sich daran, die Absenderin zu finden.
Wenn der Plot bekannt klingt, hängt das damit zusammen, dass der Film ein US-amerikanisches Remake von „SMS für dich“ aus dem Jahr 2016 ist. Hier wie dort führen anonyme Textnachrichten die zukünftigen Liebenden zusammen; die Macht der Sprache kommt immerhin vor der Macht der Liebe. In „Love Again“ sind die Texte Motiv und Bedrohung gleichzeitig, denn Rob erzählt Mira nichts davon, dass er sie gelesen hat und immer wieder liest. Das ist kein lustiges Spionage-Spiel mehr, das ist Verrat, womit der Film aber nicht gut zurechtkommt. Sobald Rob auffliegt, verweist der Film erneut auf die einmalige Chance der großen Liebe, beziehungsweise lässt dies Céline Dion erledigen.
Auf trockenen Witz angewiesen
Das ist ein weiterer Punkt, warum „Love Again“ nicht über ein mäßiges Vergnügen hinauskommt. Die Geschichte funktioniert nur mühsam, weil das romantische Gefühl alles rechtfertigt: Fehler haben keine Konsequenzen, viel Aufregendes passiert nicht, auf Dauer sinkt auch die Kitsch-Toleranz beim Zuschauen. Als Rettung kann man sich, und da kommt ein erleichternder Hauch romantischer Komödien ins Spiel, mit sämtlichen Nebenfiguren gut amüsieren. Denn diese Menschen – die Familie der Protagonisten, ihre Kollegen, zwischendurch sogar Céline Dion – sind allesamt ziemlich lustig. Sie begegnen der Liebe mit trockenem Witz – was förderlich ist, denn der Film braucht jeden Witz, den er kriegen kann, als Kontrapunkt zu den Texten oder Taten der Helden.