- RegieMaria Schrader
- ProduktionsländerDeutschland
- Dauer109 Minuten
- GenreKomödieScience FictionLovestory
- Cast
- AltersfreigabeFSK 12
- TMDb Rating6/10 (290) Stimmen
Vorstellungen
Filmkritik
Spätestens seit Ridley Scotts „Blade Runner“ gehört das Nachdenken über künstliche Menschen zu den großen philosophischen Stoffen des Kinos. Was ist der Mensch? Haben Replikanten ein Bewusstsein? Können Roboter Gefühle entwickeln? Fragen wie diese bilden das erkenntnistheoretische Zentrum zahlloser Science-Fiction-Filme. Diesem Katalog fügt Maria Schrader mit „Ich bin dein Mensch“ eine weitere Facette hinzu. Nämlich die ebenso einfache wie gewichtige Frage: Ist es möglich, eine Maschine, einen künstlichen Menschen zu lieben?
Im Narrativ des Films geht dem das Problem voraus, ob es überhaupt möglich ist zu lieben - und wenn ja, wie. Alma Felser (Maren Eggert), eine hochkarätige Spezialistin für Keilschriften am Berliner Pergamon-Museum, hat sich ziemlich gut in ihrer Single-Existenz eingerichtet. Maren Eggert verleiht dieser kühlen, ebenso intelligenten wie sarkastischen Wissenschaftlerin den trockenen Charme einer illusionsbefreiten Frau jenseits der Vierzig, die klug und auch erfahren genug ist, um unsentimental durchs Leben zu gehen. Motto: "Ich klöne nie!“
Drei Wochen mit einem Humanoiden
Gerade weil sie alleinstehend ist, wird sie eingeladen, an einem wissenschaftlichen Experiment teilzunehmen. Drei Wochen lang soll sie mit dem Humanoiden Tom (Dan Stevens) zusammenleben, der als ihr idealer Partner programmiert wurde. Sie soll beurteilen, ob Roboter wie er in Zukunft Bürgerrechte genießen sollen. Und natürlich steht ihr Urteil schon am Anfang fest: auf gar keinen Fall.
Genauso natürlich spürt man als Zuschauer, dass Alma als Härtetest für romantische Visionen schlechthin ausgewählt wurde. Sie ist so selbstbewusst wie anspruchsvoll; im sozialen Umgang pflegt sie einen dezent kratzbürstigen Stil. Dagegen scheint Tom keine Chance zu haben. Dan Stevens spielt diesen Roboter und all seine Schwächen und Stärken mit großer komischer Präzision.
Die Begegnung zwischen dem Beau und der kühlen Blonden führt immer wieder ins Abseits. Jedenfalls kann Tom mit Sprüchen wie „Deine Augen sind wie zwei Bergseen, in denen ich versinken möchte“ bei Alma nicht landen. Auch für sein bemüht flockiges „Alles klärchen“ erntet er bloß den genervten Hinweis, dass er auch „tschüssikowski und tschö mit ö“ besser aus seinem Repertoire streicht. Die Mitarbeiterin der Roboter-Firma (Sandra Hüller) kennt das Problem: „Sie glauben nicht, wie kompliziert es ist, einen Flirt zu programmieren.“ Recht hat sie.
Kannst du mal, was du nicht sollst?
Aber Tom lernt schnell. Die große Frage ist, ob er lernen kann, was in seinem Algorithmus nicht vorgesehen ist, Alma aber von ihm erhofft: „Kannst du nicht mal sein, wie du nicht sein solltest?“ Der Film spielt erwartbar mit der Erwartung, dass Tom genau das gelingt, und dass auch Alma einen Lernprozess durchlebt und zu sich selbst findet. Tatsächlich aber kommt es dann doch etwas anders, als man denkt.
Das hat vor allem damit zu tun, wie dieser Film inszeniert ist. Maria Schrader erzählt mit kleinen Gesten und großer Sorgfalt. Blicke, Körperhaltung, kurze Sätze - es braucht nur wenig, um Alma im hyperkontrollierten Milieu der Berliner Intelligenz zu verorten. Und immer wieder reichen ein paar Details aus, um die Komik einer Situation aufperlen zu lassen.
Zur Schlüsselszene wird eine Begegnung der Maschine Tom mit einem Rudel Hirsche. Hier lädt sich das grundlegend philosophische Setting des Films mit einem gehörigen Schuss Magie auf. Die Frage ist nicht mehr, ob Roboter dürfen, was Menschen dürfen. Die Frage ist vielmehr: Wie können wir beweisen, dass wir uns ethisch auf der Höhe einer Spezies befinden, die wir selbst erschaffen haben? Vielleicht, indem wir Maschinen bauen, die uns helfen zu erkennen, was Moral ist.