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Filmkritik
Etwa dreißig Minuten vergehen, bevor sich der Film von innen nach außen stülpt. Der Abspann läuft. Der seltsam hakeligen Zombiefilm über die Dreharbeiten eines Zombiefilms, bei dem ein vom Regisseur ausgestoßener Fluch tatsächliche Zombies erweckt, ist vorbei. „Final Cut of the Dead“, der Film über diesen fiktiven Film, steht allerdings erst am Anfang. Die Zeit wird zurückgedreht.
Einen Monat vor den Dreharbeiten des besagten Films sitzt Rémi (Romain Duris), der noch nicht ahnt, dass er das Projekt als Regisseur leiten wird, an einem anderen Filmset. Als Mann, der scheinbar allzu oft erlebt hat, wie die eigene Vision am Set in sich zusammenfällt, backt er konsequenterweise kleinere Brötchen. Das schiefe Heulen des Hauptdarstellers winkt er deshalb durch. Passt so, nächste Szene. Nachdrehs, Image-Filme, Informercials sind sein tägliches Brot. Die Resultate sind, den Aufgaben entsprechend, nichts Großes, dafür „schnell, günstig und annehmbar“. Und damit exakt das, was die japanischen Produzenten des „Project Z“ suchen.
Ein Film übers Filmemachen
Das Ergebnis dieses ebenso absurd wie zum Scheitern verurteilt wirkenden Projekts hat man bereits gesehen: ein Zombiefilm über die Dreharbeiten eines Zombiefilms, konzipiert als eine einzige Plansequenz, die live übertragen wird. Im zweiten Anlauf begleitet „Final Cut of the Dead“ nun das komische, von gut getimten Produktions- und Schauspiel-Fauxpas durchzogene Fernsehprojekt hinter den Kulissen – vom ersten Produktionsmeeting bis zum Fazit der japanischen Geldgeber.
Als Film über das Filmemachen, sprich: über das Handwerk und die Arbeit am Set, ist „Final Cut of the Dead“ wie viele andere Komödien, die in die gleiche Kerbe schlagen, etwa „Die amerikanische Nacht“, „Matinee“ oder „Living in Oblivion“, zunächst ein romantisches Zeugnis des organisierten Chaos, das jeden abgedrehten Film retrospektiv wie ein wahres Wunder erscheinen lässt. Umso mehr, wenn das Projekt wie in diesem Fall ein live gesendeter One-Take sein soll, bei dem eigentlich jeder Handgriff sitzen muss, die Planung aber schon mit der ersten Szene den Bach runtergeht.
Witze vor und hinter der Kamera
Mit dem zweiten Blick auf das Chaos beweist der Film aber auch, dass man einen Witz sehr wohl erklären kann, wenn man es denn mit Bildern tut. Mit Aufnahmen, die den ausgedehnten Versuch dokumentieren, ein Projekt über Wasser zu halten, das schon während der Vorbereitung leckgeschlagen ist. Dabei ist „Final Cut of the Dead“ nicht allein eine Zombie-Komödie über die Dreharbeiten eines Zombiefilms, sondern das Remake einer Zombie-Komödie über die Dreharbeiten eines Zombiefilms. Das Original des Regisseur Shinichiro Ueda mauserte sich trotz knappem Budget mit viel Filmset-Kollaborations-Romantik und Meta-Prämisse zum internationalen Überraschungshit. Die zunächst umständlich erscheinende Struktur, die erst den Film im Film zeigt, um im Anschluss seinen Entstehungsprozess zu offenbaren, ist ebenso schlicht wie effektiv entlang des unverwechselbar filmischen Humors organisiert: Es gibt einen Witz vor und einen Witz hinter der Kamera.
Das Remake von Michel Hazanavicius büßt als weitgehend detailgetreue, wenngleich kulturell verlagerte Kopie des Ueda-Films etwas von dessen Charme ein, doch das Timing und das geschickte Spiel zwischen dem, was in- und außerhalb des Frames passiert, ist erhalten geblieben. Für jeden Zombie, der seinen Kopf verliert, liegt ein Produktionsassistent in der Nähe, um diesen ins Bild zu werfen und eine Kunstblut-Fontäne durch den Gartenschlauch hinterherzupusten; bei jedem festgefahrenen Dialog wird hinter den Kulissen Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um einen Ausweg zu finden; jeder Witz behält seinen doppelten Boden und jeder Mensch am Set bleibt ein unverzichtbarer Teil eines Ganzen, das nur dann möglich wird, wenn sich ein Kollektiv ins Chaos stürzt. Im besten Fall hat das sogar etwas Romantisches.