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Filmkritik
Die Aktionen gezeichneter Filmfiguren und lebendiger Akteure miteinander zu verschmelzen - das galt bisher als kaum erfüllbarer Traum der Animateure und Walt Disneys "The Three Caballeros" ("Drei Caballeros", 1945) als der technisch am weitesten in diese Richtung vorstoßende Animationsfilm. Filmtechnisch hat nun Robert Zemeckis mit "Falsches Spiel um Roger Rabbit" ein neues Kapitel aufgeschlagen. Da stürzen Cartoon und Menschen aneinandergekettet durch echte Dekors oder auch gezeichnete Räume, da schiebt eine Trickfigur einem Menschen das Jackett zurück oder stellt ihm ein Bein, Kaffeetassen wippen im Rhythmus der Trickbewegungen, und die Räumlichkeit der gezeichneten Figuren läßt keine Wünsche offen. Die Cartoons bewegen sich durch die Bilder, als würden sie tatsächlich nach Drehschluß nach Hause gehen wie die anderen Schauspieler, und das ist auch die Grundidee der parodistischen Kriminalgeschichte, die dieser Film erzählt.
Die "Toons" - Bugs Bunny und Micky Maus, Goofy und Woody Woodpecker und ihre unzähligen Freunde aus den Federn von Walt Disney, Tex Avery und Max Fleischer, sowie einige eigens für diesen Film erfundene Charaktere - haben sogar eine eigene Stadt, in der die Gesetze der Animation herrschen: "Toon-Town". Den "Toons" machen herunterfallende Kühl- und Panzerschränke rein gar nichts aus, und auch vor Dampfwalzen müssen sie sich kaum fürchten, allerdings müssen sie sich (ihrer Natur gemäß) vor Terpentin und Salmiakgeist in acht nehmen. Der Detektiv Eddie Valiant muß dagegen Stürze aus Wolkenkratzern durchaus fürchten, und außerdem ist er auf "Toons" ohnehin nicht sonderlich gut zu sprechen, jedoch derart abgebrannt, daß er einen Auftrag aus dem Trickfilmmilieu annehmen muß. Das Zeichentrickkaninchen Roger Rabbit verdächtigt seine Ehefrau, die Nachtclubsängerin Jessica, ihn mit einem bekannten Gagschreiber zu hintergehen. Eddie Valiant schießt kompromittierende Fotos. Kurz darauf wird der Gagschreiber ermordet aufgefunden und Roger (zu Unrecht) verdächtigt. Um ihn reinzuwaschen und die komplizierte Intrige, die hinter der ganzen Sache steckt, aufzudecken, muß Valiant ein bißchen so werden wie die "Toons", ihre besonderen Eigenschaften einsetzen und fürchten lernen. Schließlich kann Roger Rabbit, den er vor einem dämonischen Richter und Tex Averys Wieseln als einer Art Cartoon-Polizei verstecken muß, nie einer Gelegenheit widerstehen, Menschen zum Lachen zu bringen, ganz gleich, wie ungünstig die Gelegenheit auch sei. Und besonders in "Toon-Town", einer Welt voller tanzender Bäume und singender Häuser, ganz zu schweigen von einem animierten Automobil, das schließlich sogar in ein anderes einsteigt, um Hilfe zu holen, ist es nicht einfach, sich zurechtzufinden.
In der Geschichte voller Verweise auf Figuren und Gags der goldenen Ära des Zeichentrickfilms in den 30er und 40er Jahren verliert man bald den Überblick. Schließlich ist der ganze Film ein einziger lärmender Rummelplatz für Liebhaber von "Cartoons" aller Art, und über das Anstaunen der nie gesehenen Effekte in der Verklammerung von Animations- und Realfilm vergißt man beinahe, wie flach und ungenau man da eine Geschichte erzählt bekommt. Gerade von Robert Zemeckis, der sich mit wenigen Filmen {"Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten", "Zurück in die Zukunft") schon einen Ruf als Virtuose perfekt gebauten Unterhaltungskinos erworben hat, konnte man mehr erwarten. Offenbar ist über die aufwendige, komplizierte Tricktechnik ein wenig der Überblick verloren gegangen. So hat man am Ende leider vor allem das Gefühl, einer opulenten Demonstration neuer Techniken und neuer ästhetischer Standards beigewohnt zu haben. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und kaum noch zum Atmen, aber die Story funktioniert nicht so recht. Mag sein, daß hier nur Vorstudien zu bewundern waren, die eine neue Ära des Trickfilms einläuten; diese immerhin sind sehenswert.