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Filmkritik
Die Welt steckt voller Geheimnisse. Ob eine versteckte Tür im hintersten Winkel des Lieblingscafès, ein merkwürdig gravierter Gulli-Deckel auf dem Weg zum Büro oder ein unscheinbarer Sticker an der Decke des U-Bahn-Wagons: Unser Blick streift täglich über unendlich viele zufällige Details, wobei wir manchen sogar für einen Bruchteil unserer Aufmerksamkeit schenken, nur um sie direkt durch den nächsten Sinneseindruck zu überschreiben. Was aber, wenn eben jener Bruchteil überlebensnotwendig ist in einem Spiel, von dem man noch gar nicht weiß, dass man bereits mittendrin steckt?
Die junge Zoey (Taylor Russell) leidet unter schrecklichen Verfolgungsfantasien. Hinter jeder Ecke wartet ein Handlanger oder eine neue Falle der sinistren Untergrundorganisation Minos, deren tödlichen Gladiatorenspielen sie in „Escape Room“ (2019) nur haarscharf entkam. Auch ihr Kumpane Ben (Logan Miller) träumt jede Nacht von absinkenden Zimmerdecken, die ihn zu zerquetschen drohen.
Um ihre Traumata aufzuarbeiten, reisen die beiden mit dem Auto nach New York, um einem Hinweis nachzugehen und Minos endlich aus dem Dunkel in die Öffentlichkeit zu zerren. Die beiden ahnen nicht, dass das nächste Spiel längst begonnen hat.
Keine Zeit zum Durchatmen
„Escape Room 2: No Way Out“ knüpft direkt an die Ereignisse des Vorgängerfilms an und wirft die beiden Überlebenden in ein neues, noch grausameres Rätselspiel um Leben und Tod. Regisseur Adam Robitel lässt den inzwischen befreundeten Zoey und Ben nur eine kurze Verschnaufpause, um die traumatischen Erlebnisse der Vergangenheit zu bewältigen. Die Sitzungen bei einer sichtlich entnervten Therapeutin bringen Zoey nicht die gewünschte Erlösung, weshalb sie unter Zureden von Ben selbst die Initiative ergreift und Minos endgültig das Handwerk legen will.
Wie beim Vorgänger liegt dem Horrorthriller im Geiste anderer Folter-Rätseleien wie „Saw“ oder „Cube“ nichts an seinen Figuren, weshalb diese keine nennenswerte Entwicklung durchmachen. Zoey gibt anfangs die paranoide Rastlose, nur um nach Beginn des nächsten Spiels direkt in eine Art Escape-Room-Autopilot zu verfallen, sowie gelegentlich dramatisch platt zwischen Flashbacks und pseudoromantischem Anbandeln mit Ben hin- und hergeworfen zu werden.
Der gesichtslose Weltkonzern Minos war in der Zwischenzeit durchaus fleißig und hat New York buchstäblich untergraben, um dort ein unvorstellbar vertracktes Labyrinth aus Räumen, Schächten und Aufzügen zu installieren. Mit umgebauten U-Bahn-Wagons, einer unterirdischen Bank oder einem Strandpanorama, das einer Postkarte entsprungen sein könnte, will Minos seiner erklärten Feindin Zoey endlich den Garaus machen.
Zoey und Ben sind nicht allein, sondern bekommen andere Überlebende der Escape Rooms zur Seite gestellt, die aber lediglich als Kanonenfutter für die versteckten Tötungsmechanismen dienen. Die genretypische Spielerdezimierung erweist sich nur kurzweilig unterhaltsam, was insbesondere an den noch protzigeren, gänzlich unrealistischen Raumsettings des Set-Designers Edward Thomas liegt, die man nicht auf ihre logische Plausibiliät hin befragen sollte.
Keine Chance zum Miträtseln
„Escape Room 2“ wirkt wesentlich gehetzter und rasanter als sein Vorgänger, weshalb kaum eine Chance besteht, den Rätseln oder Hinweisen zu folgen, geschweige denn selbst mitzugrübeln. Der Gewaltgrad des Films wirkt ebenfalls weichgespült, was der Spannung einen merklichen Dämpfer verpasst.
Punkten kann das Sequel hingegen mit kreativen Quälereien, die mitunter auch die dreckig-düsteren Pfade des Genres verlassen und einige überraschend bunte Farbakzente setzen. „Escape Room 2“ ist ein kurzweiliges, recht blutleeres Spektakel, das seine Geheimnisse den Zuschauern freigiebig entgegenwirft, anstatt sie beim Vorbeigehen entdecken zu lassen.