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Filmkritik
Das blaue Gespenstermädchen Elli wohnt in der einsamen Spukvilla seines Onkels Chamberlain. Während der Onkel ihr beibringen will, möglichst gruselig aufzutreten, lehnt die verspielte Elli dies rundherum ab; sie möchte lieber freundlich sein. Während eines Streits mit ihrem Onkel entdeckt sie, dass sie über enorme Kräfte verfügt, wenn sie wütend wird. Als ein sprechender Kürbis hilfesuchend an ihre Tür klopft, dringen kurz darauf Drohnen in die Villa ein und entführen den Onkel. Auf Befehl des Supercomputers Quantrix jagen die Drohnen alle Lebewesen, vor denen sich die Menschen fürchten.
Ein machtgieriger Supercomputer
Elli kann den Verfolgern knapp entkommen, doch dabei wird ihr Haus zerstört. Zusammen mit einer kleinen Maus findet sie in einer abgetakelten Geisterbahn auf dem Jahrmarkt Unterschlupf. Dort lernt sie drei Monster kennen, die sich ebenfalls vor den Drohnen verstecken. Es dauert eine Weile, bis die Yeti-Dame Martha, der vegetarische Vampir Vangrufti und das clevere Patchwork-Monster Knarf Frankenstein mit Elli Freundschaft schließen. Das Gespenstermädchen, das sich nach familiärer Geborgenheit sehnt, schlägt vor, sich gemeinsam auf die Suche nach Chamberlain und anderen entführten Wesen zu machen. Dazu müssen sie in der futuristischen Stadt der Menschen in einen gigantischen Turm vordringen, in dem die machtgierige Quantrix ihre Gefangenen in durchsichtigen Behältern eingesperrt hat.
Der Bilderbuchkünstler Klaus Baumgart gehört mit weltweit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern zu den international erfolgreichsten Autoren aus dem deutschsprachigen Raum. Mit „Lauras Stern“ und den „Tobi“-Büchern hat er sich einen Namen gemacht und die Vorlagen für viele populäre Kino- und Fernsehverfilmungen geliefert. Das 2008 erschienene „Elli“-Buch wird nun von dem erfahrenen belgischen Filmemacher Piet de Rycker für Kino adaptiert, der sich dafür mit seinem dänischen Kollegen Jesper Møller zusammengetan hat.
Eine temporeiche Verfilmung
Ihre temporeiche Verfilmung rückt anfangs die Sehnsucht eines Teenagers nach Geborgenheit und Respekt, aber auch nach familiärem Anschluss und Sicherheit ins Zentrum. Doch auch die hindernisreiche Annäherung zwischen der unsicheren Außenseiterin, die sich schwertut, ihre Wutanfälle zu kontrollieren, und den drei schrulligen Monstern entwickelt empathische Momente. Allerdings überfrachten die Filmemacher die Geschichte, indem sie Elli in eine klischeehafte Superheldinnen-Handlung drängen. Das Geistermädchen muss auf wundersame, aber unglaubwürdige Weise nichts weniger als die Welt der Monster und der Menschen retten.
Dabei wird die Quantrix als Manifestation einer außer Kontrolle geratenen Künstlichen Intelligenz zunächst zur allmächtigen Widersacherin von Elli stilisiert. Der aber gelingt es dann erstaunlich schnell und problemlos, den Rechner auszuschalten und die Monster zu befreien. In breit ausgewalzten Sequenzen hetzt der Film die Protagonisten durch lärmige Verfolgungsjagden, deren Gestaltung sich an eine überholte Computerspielästhetik anlehnt. Im Bemühen, die dynamischen Actionszenen zu unterstreichen, trägt die Musik des französischen Komponisten Amaury Laurent Bernier überdies recht dick auf.
Die Ausgangskonstellation um ein kleines Gespenst, das in drei schrulligen Geisterbahn-Monstern eine Art Ersatzfamilie findet, erinnert überdies an „Spuk unterm Riesenrad“ und die zugrundeliegende DDR-Serie aus dem Jahr 1979. Allerdings entfaltet „Elli“ hier eine höhere Dringlichkeit, weil die Protagonistin sich in die Community der Andersartigen integrieren will.
Im futuristischen Quantrix-Turm
Die teils liebevoll exzentrisch gezeichneten Figuren bewegen sich in einem Setting, das mit einer eklektizistischen Stilistik aufwartet. Während der düstere alte Landsitz von Elli und Chamberlain mit seiner antiquierten Möblierung und seinem Retrodesign recht altmodisch wirkt, sieht die Großstadt mit dem gigantischen Quantrix-Turm und den autonom fahrenden Autos geradezu futuristisch aus.
Die Animation legt großen Wert auf starke, lebhafte Farbkontraste. So hebt sich die halb durchsichtige Figur von Elli mit ihrem putzigen Pferdeschwanz deutlich vom dunklen Interieur ihrer Spukvilla ab. Wenn sie wütend wird, wechselt ihre hellblau leuchtende Erscheinung effektvoll die Farben. Zugleich kontrastiert Ellis mädchenhaft-verspieltes Design mit der exzentrischen Gestaltung des Monstertrios, dessen Mitglieder durch markante Accessoires charakterisiert werden. Das rosa Ballett-Tutu von Martha signalisiert unerfüllte Showbiz-Ambitionen, während der extravagante Kleidungsstil von Vangrufti mit spitzem Kragen und bedrohlichen Eckzähnen ein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis verraten.