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Filmkritik
Justus von Dohnányi könnte vermutlich einen Stuhl spielen, und es würde noch Spaß machen, ihm dabei zuzusehen. Dass der Schauspieler selbst einem öden und weitgehend einfallslosen Drehbuch mit seinem feinen Spiel und der ihm eigenen leisen Ironie noch ein bisschen Witz und ein paar sprühende Funken abzutrotzen vermag, stellt er in der Bestseller-Verfilmung „Die Schule der magischen Tiere“ unter Beweis. Seine Figur des Schuldirektors Siegmann ist ein Lichtblick in einem Kinderfilm, der ohne Fantasie und Charme auf vermeintlich Massengängiges setzt.
Eine „magische“ Gemeinschaft
Die Adaption nach der gleichnamigen Buchreihe von Margit Auer erzählt die Geschichte von Ida, die mit ihrer Mutter in eine neue Stadt zieht und dort an die Wintersteinschule kommt. Das neunjährige Mädchen ist zunächst unglücklich und vermisst ihre Freunde; weder der schüchterne Benni noch der coole Jo oder die zickige Helene scheinen diese ersetzen zu können. Doch dann weiht die seltsame Lehrerin Miss Cornfield die Klasse in ein Geheimnis ein: Jedes der Kinder soll ein „magisches Tier“ aus der Tierhandlung ihres Bruders Mortimer Morrison erhalten. Ein Tier, das sprechen kann, das den Kindern Freund oder Freundin sein soll.
Voraussetzung dafür ist, dass die Schüler eine „magische Gemeinschaft“ bilden und versprechen, das Geheimnis für sich zu behalten. So müssen zunächst die Streitereien in der Klasse beigelegt und der aufkeimende Neid überwunden werden. Benni und Ida sind dann die ersten Kinder, die ihr magisches Tier erhalten: die Schildkröte Henrietta für den zurückhaltenden Jungen, der Fuchs Rabat für das clevere Mädchen.
Eine ungezwungene Hauptdarstellerin
Schon die Romanvorlage ist also nicht frei von Stereotypen. Doch während Margit Auer in ihren flott geschriebenen Büchern, die viele Grundschüler zu begeisterten Erstlesern gemacht haben, Nuancen sowie Innensichten unterbringt, weiß das Drehbuch dem äußeren Figuren- und Handlungsgerüst wenig hinzuzufügen. Die Zuschreibungen werden durch die Übersetzung in die bildliche Ebene überdies noch deutlich verstärkt. So ist die schlaue, selbstbewusste, rothaarige Ida in freche rote und blaue Klamotten gehüllt, der stets Kaugummi kauende Jo läuft in zerrissenen Jeans, coolen T-Shirts und Lederjacke herum, und Helene, die blonde Anführerin der Tussi-Gang, tritt im rosa Chanel-Bouclé-Jäckchen auf. Außer aus ein paar poppigen Songs (plus Tanzeinlagen), die ein bisschen hinter das klischeehafte Äußere der Protagonisten blicken lassen (sollen), erfährt man nicht viel vom Innenleben der Figuren. Sie sind genauso wie die magischen Tiere großteils nur Staffage.
Ida ist mit Emilia Maier zwar gut und stimmig besetzt; die junge Nachwuchsschauspielerin macht mit frischem Charme und ihrem ungezwungenen Spiel das Beste aus der Rolle. Doch andere Kinderdarsteller stoßen an die Grenzen ihrer Möglichkeiten oder die der eindimensionalen Figuren. Auch eine Schauspielerin wie Nadja Uhl, die in der Maske der Miss Cornfield nur an ihrer Stimme zu erkennen ist, müht sich zwar redlich, hat aber nicht viel mehr zu tun, als gewitzt-mysteriös die linke Augenbraue hochzuziehen. Bis auf ein, zwei hübsche Momente verschenkt ist auch Milan Peschel als Mortimer Morrison. Andere Protagonisten, etwa der von Siegmann herumkommandierte Schulhausmeister Wondraschek, bleiben sogar reine Knallchargen.
Unterhaltsame Schauwerte
Dass man die digitale Herkunft der Tiere deutlich sehen kann, ist kein Nachteil. Ihre Defizite, dass sie als Figuren nur wenig Leben entwickeln, haben nichts mit ihrem Äußeren zu tun, sondern sind den langweiligen Dialogen anzulasten. So muss der Fuchs ständig den öden Satz „Menschen sind echt voll verrückte Tiere!“ von sich geben, auch wenn die Menschen hier nur mäßig „verrückte“ Dinge tun. Und die Schildkröte soll auf Teufel komm raus witzig und cool sein, was sich zum echten Krampf auswächst.
Für Kinder im Grundschulalter mag der Film dennoch funktionieren, schließlich bietet er manches an unterhaltsamen Schauwerten: animierte Tiere, einige „magische“ Effekte, das bonbonbunte Kostüm- und Setdesign sowie die Musicaleinlagen. Und natürlich sind da auch noch die begeisterten Leser der elfbändigen Reihe (zu der es auch noch zwei Spin-Offs gibt) als dankbares Publikum. Umso ärgerlicher ist es, dass es die Produzenten nicht für nötig befunden haben, an der Figurenzeichnung, den Dialogen oder ein wenig mehr Wortwitz zu feilen. Dafür ist der zweite Teil der „magischen Tiere“ schon abgedreht und soll 2022 in die Kinos kommen.