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Filmkritik
Natürlich hat jede Legende irgendwann ihren Anfang. Von der Weihnachtshexe, die italienischen Kindern am 6. Januar Süßigkeiten, Spielzeug oder aber Kohlenstücke bringt, erzählt man sich, dass sie eigentlich den Heiligen Drei Königen nacheilen wollte. Weil sie aber spät dran war, war der Weihnachtsstern schon erloschen, und so brachte sie einfach jedem Kind, das sie finden konnte, ein Geschenk.
„Die Legende der Weihnachtshexe“ will eine andere Herkunftsgeschichte erzählen. Hier hadert das Waisenmädchen Paola (Zoe Massenti) in einem sehr stilisierten 18. Jahrhundert mit ihrer Armut. Als kleine Diebin schlägt sie sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Sie träumt allerdings von einem großen Coup, um es sich mit ihrem Diebeskumpel zukünftig entspannt gutgehen zu lassen. Als sie die „goldene Madonna“ mitgehen lassen will, wird sie jedoch vom korrupten Baron de Michelis (Fabio De Luigi) ertappt. Doch in letzter Sekunde rettet sie die Hexe Dolores und bringt sie in ihrer Hütte in Sicherheit, wo sie sich um viele andere Waisenkinder kümmert.
Verfolgungsjagden und Tricksereien
Der Baron aber lässt nicht locker. Ihm sind nicht nur die Hexen ein Graus; er will auch Chef der Vatikanischen Polizei werden, und ein Brief über seine unlauteren Methoden, den er bei Paola vermutet, könnte ihm da einen Strich durch die Rechnung machen.
Was das alles mit der Weihnachtshexe zu tun hat, das hält der Film von Paola Randi lange im Verborgenen. Stattdessen gibt es allerlei Verfolgungsjagden und Tricksereien. Paola beobachtet nämlich Dolores genau, die immer wieder zu vergessen scheint, wer sie ist, und dann nur noch fließend Französisch spricht.
In die Hände einer solchen Retterin mag das Kind sein Schicksal nicht legen; also besinnt sie sich auf seine Kernkompetenz, das Mausen, und bedient sich großzügig an Dolores’ magischen Pulvern, um sie für seine Zwecke, sprich: die goldene Madonna, einzusetzen.
Ein ausgelassenes Märchenspiel
Vor ein paar Jahren betrat die italienische Weihnachtshexe erstmals deutsche Kinoleinwände, damals in einer modernen Gegenwart als „Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe“ – eine Grundschullehrerin, die nachts zu Befana wurde und tagsüber nicht nur unterrichtete, sondern sich auch noch verliebte, was einige interessante Probleme verursachte. Im italienischen Originaltitel „La Befana vien di notte“ klingt einer der bekanntesten Verse über die Hexe an: „Die Befana kommt bei Nacht, mit kaputten Schuhen, einem Kleid auf römisch Art…“
Diese Reime sind auch in „La befana vien di notte 2 – Le origini“, wie „Die Legende der Weihnachtshexe“ im Original heißt, präsent. Der Film feiert das Auftauchen der Weihnachtshexe als Erfüllung einer Prophezeiung und kümmert sich darum, wo diese herkommen könnte und wie das alles mit dem katholischen Glauben zusammenhängt, der hier von Benedikt XIV. höchstpäpstlich repräsentiert wird.
Randi, die zuletzt den so chaotischen wie liebenswürdigen „Tito, der Professor und die Aliens“ gedreht hat, inszeniert die Geschichte ohne große Ernsthaftigkeit als ausgelassenes Märchenspiel im historischen Gewand. Der Albernheiten sind viele, vor allem, was den buckligen Baron angeht. Der wohnt noch bei seinen (recht lieblosen) Eltern und verkriecht sich schon mal ängstlich zu ihnen ins Bett, verwandelt sich aber später in einen Muskelmann und zeigt damit erst recht, wie übertrieben fies er ist.
Vor allem aber gibt die Regisseurin der Hexe Dolores viel Platz: Monica Bellucci ist mal majestätisch selbstbewusst, mal alternde Actionheldin, die ihre Schützlinge im letzten Moment rettet, mal verwirrt französisch. Immer ist sie nie nur die Hexe aus der kleinen Hütte im Wald, sondern Erscheinung und Kinogeschichte, eine Figur von ebenmäßiger Schönheit, gegen die kein Hexenjäger je etwas ausrichten könnte.
Eine sehr herbeigeschriebene Intrige
Ob ein deutsches Kinderpublikum mit dieser Hexe wirklich etwas anfangen kann, darf dennoch bezweifelt werden; die Geschichten um die Diebin, die Madonna, den Brief und all das andere doch eine sehr herbeigeschriebene Intrige. Hierzulande wartet der Nachwuchs wohl etwas weniger dringlich auf die im Titel beworbene Auflösung, wo die Weihnachtshexe denn jetzt eigentlich herkommt.