Vorstellungen
Filmkritik
2017 erschien mit „Die Häschenschule – Jagd nach dem Goldenen Ei“ von Ute von Münchow-Pohl eine freie Adaption des Kinderbuchklassikers „Die Häschenschule“ von Albert Sixtus, der 1924 erstmals erschien und bis heute mehr als 2,5 Millionen Mal verkauft wurden. Die Filmemacherin pustete den Staub aus dem in Versen erzählten Bilderbuch mit den historischen Zeichnungen von Fritz Koch-Gotha und brachte mit neuen erzählerischen Elementen und einer weiteren Hauptfigur frischen Wind in die Geschichte, obwohl die Grundstruktur der Vorlage bewahrte wurde. Im Zentrum des Nachfolgefilms „Die Häschenschule – Der große Eierklau“ steht nun die Gestalt des frechen Großstadthasen Max, der sich zusammen mit den anderen Häschen mit neuen Herausforderungen und Abenteuern herumschlagen muss.
Das Goldene Ei und der Meisterkandidat
Kurz vor Ostern ist es so weit. In einem feierlichen Ritual wählt das Goldene Ei aus den Kandidaten der idyllisch gelegenen Häschenschule die sogenannten Meisterhasen, die besondere Kräfte entwickeln und die Schule beschützen sollen. Die Häschen färben bereits fleißig Ostereier, damit diese rechtzeitig für die Kinder versteckt werden können. Dieses Mal bestimmt das Goldene Ei als der Quelle aller magischen Fähigkeiten der Osterhasen erstmals einen Großstadthasen zum Meister-Kandidaten: Max. Der ist sehr überrascht, als er davon erfährt, fühlt sich aber auch geschmeichelt.
Nachdem er sich mit Leo, dem Anführer der „Wahnsinnshasen“-Gang, gestritten hat, braust er mit dessen Moped zur Schule. Doch der Lederjackenträger Leo ist wütend, weil Max die Live-Übertragung seiner Show ins Internet vermasselt hat, und verbündet sich mit einer Fuchsfamilie, die immer Appetit auf einen Hasenbraten hat und die Ostereier der Hasenschule in ihre Gewalt bringen will. Für Max beginnt derweil der Lehrgang bei der weisen Lehrerin Hermine, die ihm erklärt, dass er als erstes seine einzigartige Kraft entdecken muss.
Doch als das Hasenmädchen Emmi bemerkt, dass das Ei sich schwarz gefärbt hat, breitet sich an der Schule große Besorgnis aus. Eine alte Prophezeiung besagt, dass es dann mit Ostern bald vorbei sei. Tatsächlich büßen Emmi und ihre Freunde Luise und Anton ihre magischen Kräfte ein und können den „Verschwindibus“-Zauber nicht mehr ausführen.
Leo, der Ostern komplett abschaffen will, lässt sich einiges einfallen, um der Häschenschule die Ostereier abzuluchsen, und entführt schließlich gemeinsam mit den Füchsen Emmi. Um seine Freundin zu retten, verbündet sich Max daraufhin mit dem klugen Fuchs Ferdinand, der Leos falsches Spiel durchschaut und sich gegen seine Familie stellt. Doch können sich Erzfeinde wie Fuchs und Hase vertrauen?
Da treffen zwei Dickköpfe aufeinander
Freundschaft, Vertrauen und Teamgeist sind denn auch die zentralen Werte in dem liebevoll arrangierten Animationsfilm, der mit vielen gelungenen Einfällen aufwartet. Wie schwierig es manchmal ist, Vorurteile zu überwinden, zeigt sich insbesondere bei der Kooperation von Max und Ferdinand. Die beiden sollen in Hermines Auftrag die zerstörte Eierbahn reparieren, die die Ostereier vom Gipfel des Eierbergs der Osterhühner zu den Farbtöpfen auf dem Schulgelände transportiert. Bei dem heiklen Projekt stoßen nicht nur konträre Denkweisen, sondern auch zwei Dickköpfe zusammen, bis sie am Ende doch eine Lösung finden.
Um das nostalgische Ambiente des Bilderbuchs an die Erlebniswelt der Gegenwart heranzuführen, hat die Drehbuchautorin Katja Grübel in die Story geschickt Accessoires und Phänomene der Jetztzeit wie Smartphone, Drohne, Slimy Hand und die Selbstdarstellung in Sozialen Medien integriert. Dazu kommt eine jugendaffine Sprache, wenn Max Ferdinand auffordert: „Werd’ doch Veganer, voll der Trend in der Stadt.“ Der junge Fuchs entwickelt sich im Gegensatz zu seinen tumben Artgenossen durchaus zur intelligenten Figur, indem er aus seinen Einsichten Konsequenzen zieht und die Seiten wechselt.
Das Magische Ei und die magischen Kräfte der Meisterhasen dürften bei jungen wie erwachsenen Zuschauern Erinnerungen an das Erzähluniversum von „Harry Potter“ und der Hogwarts-Zauberschule wecken. Doch so befruchtend die Modernisierung des Stoffes grundsätzlich auch wirkt, offenbaren sich doch auch Schwierigkeiten. So wirkt die plötzliche Versöhnung von Max und Ferdinand nach einem heftigen Zwist ziemlich unmotiviert. Und warum die Füchse unbedingt Osterfüchse werden wollen, erschließt sich auch nicht so recht. Außerdem muss Max den schmerzlichen Läuterungsprozess vom Egoisten zum Teamplayer aus „Die Häschenschule – Jagd nach dem Goldenen Ei“ hier gleich nochmals durchlaufen.
Mit Nachsicht auf den richtigen Weg
Im Vergleich zum Vorgängerfilm wirkt die Animation lebendiger, die Figuren erscheinen detailreicher und die Hintergründe differenzierter. Bei den Stimmen gibt es ein erfreuliches Wiederhören mit Noah Levi, der erneut Max seine Stimme leiht. Und auch Senta Berger ist wieder als Madame Hermine zu vernehmen, während Friedrich von Thun als gutmütiger Lehrer Eitelfritz seine Zöglinge mit Nachsicht auf den rechten Weg führt.