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Filmplakat von Die durch die Hölle gehen

Die durch die Hölle gehen

182 min | Drama, Kriegsfilm | FSK 16
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Michael, Steven und Nick sind drei befreundete, russisch-stämmige Stahlarbeiter aus Pennsylvania. "Serving God and country proudly" steht auf einem großen Spruchband, als die drei Männer in den Vietnamkrieg ziehen. In der grünen Hölle werden sie schnell mit allen Grausamkeiten konfrontiert, die dem indochinesischen Konflikt immanent sind. Michael, Steven und Nick müssen zusehen, wie nordvietnamesische Soldaten unschuldige vietnamesische Bauern, vor allem Frauen und Kinder, töten und geraten alle drei in Gefangenschaft des Vietcong. Zusammen mit anderen traumatisierten Gefangenen zwingt der Vietcong die drei zu einem bestialischen "Spiel", in dem sie sich nacheinander einer Art russischem Roulette unter einem Bild Ho Chi Minhs aussetzen müssen. Michael aber findet eine Möglichkeit, dem selbstmörderischen Spiel zu entkommen...
Michael, Steven und Nick müssen zusehen, wie nordvietnamesische Soldaten unschuldige vietnamesische Bauern, vor allem Frauen und Kinder, töten und geraten alle drei in Gefangenschaft des Vietcong. Zusammen mit anderen traumatisierten Gefangenen zwingt der Vietcong die drei zu einem bestialischen "Spiel", in dem sie sich nacheinander einer Art russischem Roulette unter einem Bild Ho Chi Minhs aussetzen müssen. Michael aber findet eine Möglichkeit, dem selbstmörderischen Spiel zu entkommen...

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Filmkritik

Dieser Film hat bei den diesjährigen Berliner Filmfestspielen einen Eklat ausgelöst, doch der Vorwurf des Rassismus trifft nicht. Ciminos Film ist eine bittere Anklage gegen die menschenzerstörenden Kräfte jeden Krieges. Daß es sich hier um jenen Krieg handelt, unter dem Amerika noch immer zu leiden hat, muß man als Erfahrung des Regisseurs akzeptieren. Und wenn man die dogmatische Brille einmal ablegt, dann zeigt Cimino einfach in der Zustandsschilderung einer sich naiv auf den Krieg `freuenden` Bevölkerungsgruppe (man schreibt schließlich das Jahr 1968) schon die Ursachen für diese Verblendung: ein Land ohne intellektuelle Tradition, mit wenig eigener Kultur und Geschichte, ohne ausreichenden Informationsfluß produziert Patrioten, die nicht klug genug sind, um zu differenzieren. Und so werden die Brüche, die Cimino in die Handlung eingefügt hat - z. B. das (stumme) Auftreten des Green Barrett während der Hochzeitsfeier - von den Kriegsfreudigen gar nicht wahrgenommen, vom Zuschauer aber als warnendes Signal verstanden. Dem Film Rassismus vorzuwerfen hieße, ihn der Rechtfertigung des Vietnam-Krieges zu bezichtigen. Und davon ist er soweit entfernt, wie die Protagonisten von der Einsicht, etwas Unrechtes zu tun.

Schauplatz ist eine kleine russisch-orthodoxe Gemeinde in Pennsylvania im Jahre 1968. Nick, Michael und Steven, die in einem Stahlwerk arbeiten, stehen kurz vor der Einberufung nach Vietnam. Bevor sie einrücken, heiraten Steven und Angela, und die Freunde gehen noch einmal auf die Jagd. Zwei Jahre später befinden sie sich in vietnamesischer Gefangenschaft. Dort veranstalten die Bewacher ein grausames "Russisches Roulette" mit den Gefangenen. Es gelingt den dreien aber zu fliehen. Steven wird auf der Flucht schwer verletzt und kehrt, beide Beine amputiert, in die Heimat zurück. Nick landet in einer psychiatrischen Klinik und taucht nach seiner Entlassung in der Saigoner Spielerwelt unter, wo er das "Russische Roulette" als lukratives Wettspiel betreibt. Michael kehrt in dem Glauben, als einziger überlebt zu haben, in die USA zurück. Er nimmt Nicks Platz bei dessen Freundin ein und geht wieder zur Jagd. Aber er kann nicht mehr töten. Schließlich entdeckt er Steven in einem Veteranenkrankenhaus und überredet ihn, zu seiner Frau zurückzukehren. Als er auch Nicks Aufenthaltsort erfährt, kehrt er nach Vietnam zurück, um auch ihn heimzuholen. Aber Nick erkennt ihn nicht mehr, spielt gegen seinen Freund das tödliche Spiel - und verliert. Michael bringt Nicks Leichnam nach Pennsylvania.

Der Film beginnt schon meisterhaft. Eine lange, weich fotografierte Kamerafahrt unter einer Brücke her auf die Stahlfabrik zu; durchkomponierte Bilder vom Arbeitsplatz der Freunde. Dann etwas verhaltene Action beim Überholmanöver mit einem Lastwagen. Dann das Hochzeitsfest. Keine Szene bleibt auf den Vordergrund konzentriert. Immer passieren irgendwo im Bild scheinbare Nebensächlichkeiten, beleben es und geben den Personen Leben. Die Jagd. Zum erstenmal taucht das Thema des einen Schusses auf, das von nun an den Film durchzieht. Und wie Cimino diesen Bogen immer wieder aufnimmt, verrät schon sein inszenatorisches Können. Nach einem harten Schnitt Kriegsschauplatz in Vietnam. Fast beiläufig wird der Krieg und seine Grausamkeit geschildert. Cimino bleibt in der Distanz. Dann das grausame Roulette-Spiel. Selten hat eine Szene Angst emotional so auf den Zuschauer übertragen. Die Flucht. Saigon. Fast dokumentarisch die Szenen mit den Flüchtlingstrecks. Michaels Heimkehr. Auch hier schafft Cimino eine Atmosphäre des Verstehens. Die Spuren des Krieges reichen in die Privatsphäre hinein. Kaum erholt, wird Michael noch einmal mit der nun kommerzialisierten Brutalität des Krieges konfrontiert, als er in einer von einem Franzosen gemanagten Spielhölle Nick findet und verliert.

Ciminos Film ist für die, die sehen wollen und können, ein eminent politischer Film, der zudem noch ein filmisches Talent offenbart, das im neuen amerikanischen Kino in seinen epischen Qualitäten allenfalls von Francis Ford Coppola erreicht wird.

Erschienen auf filmdienst.deDie durch die Hölle gehenVon: Rolf-Ruediger Hamacher (19.7.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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