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Filmkritik
„Einer für alle! Alle für einen!“ Ein Aufruf, der immer mal wieder durch die Filmgeschichte hallt, zuletzt in „Die drei Musketiere“ (2011) von Paul W.S. Anderson 2011 und in gleichnamigen Film von Stephen Herek aus dem Jahr 1993; am beeindruckendsten allerdings in den Verfilmungen von George Sidney (1948) und Richard Lester (1974). Der Klassiker des französischen Schriftstellers Alexandre Dumas ist nicht totzukriegen; zu attraktiv sind die Zutaten von Liebe, Action und historischem Flair.
Jetzt haben sich die Franzosen diesen Stoff unter der Regie von Martin Bourboulon zurückgeholt und mit einer ordentlichen Starbesetzung versehen. Und so treten die Musketiere Athos (Vincent Cassel), Porthos (Pio Marmai) und Aramis (Romain Duris), vervollständigt durch D’Artagnan (François Civil), ein weiteres Mal an, um einen drohenden Krieg zwischen Frankreich und England abzuwenden. Eva Green als Milady de Winter, Vicky Krieps als Königin Anna von Österreich und Louis Garrel als protestantischer König Louis XIII. runden das illustre Ensemble ab.
Duelle im Stundentakt
Der Film erzählt einmal mehr die Geschichte von D’Artagnan und seiner Ankunft in Paris im Jahr 1627, zu einer Zeit, als das französische Königreich durch Religionskriege gespalten und von einer britischen Invasion bedroht ist. Eigentlich ist der junge Mann gekommen, um den berühmten königstreuen Musketieren beizutreten. Doch durch seine Tollpatschigkeit handelt er sich im Stundentakt Duelle mit Athos, Porthos und Aramis ein. Als die Schergen des Premierministers Kardinal Richelieu die drei Musketiere im Wald verhaften wollen, steht D’Artagnan dem Trio allerdings hilfreich zur Seite. Er verliebt sich in Constance Bonacieux, eine Vertraute von Königin Anna, was die Sache noch komplizierter macht.
Als Athos verhaftet wird, weil er eine Frau getötet haben soll, versuchen seine drei Freunde, das Komplott aufzudecken. Bei seinen Recherchen lernt D’Artagnan die mysteriöse Milady de Winter kennen, die mit Richelieu gemeinsame Sache macht und den Sturz des Königs plant. Eine besondere Rolle spielt dabei ein wertvolles Collier, das Königin Anna gehört, aber zwischen Frankreich und England mehrmals den Besitzer wechselt.
Aufs Wesentliche konzentriert
Während Paul W.S. Anderson seine Adaption in 3D drehte und ordentlich mit seinen Bildideen und popkulturellen Anspielungen (bis hin zu „Resident Evil“ und Martial Arts) angab, konzentriert sich Martin Bourboulon wieder auf das Wesentliche. Er informiert schon gleich zu Beginn in erläuternden Schrifttafeln ausführlich über die politischen und religiösen Hintergründe. Dabei zeichnet er Paris als eine Stadt, in der das Leben auf den Straßen und Märkten, in den Gassen und Geschäften stattfindet. Für den König oder gegen ihn, für die Protestanten (und damit für die Musketiere) oder für die Katholiken – das ist hier immer Anlass für lebhafte Diskussionen und lautstarke Demonstrationen.
Natürlich kommt auch die genre-immanente Action nicht zu kurz. Aber den Degenduellen fehlt hier das Spielerische und Leichtfüßige. Bei dem Überfall zu Beginn ist es so dunkel, dass man die Kontrahenten kaum voneinander unterscheiden kann. Die Schlacht im Wald ist mit beweglicher Kamera in einer minutenlangen Einstellung zwar virtuos inszeniert, und doch wird ein Gegner nach dem anderen brutal abgestochen. Häufig beenden Pistolenschüsse abrupt die Duelle – mit der Ritterlichkeit ist es vorbei.
Die Leichtigkeit geht verloren
Immerhin überzeugt der Maskenball, der die Identitäten der Feiernden verbirgt, durch fantasievolle Kostüme. Der Anschlag während der Hochzeit des französischen Prinzen erzeugt ein Chaos, das die politischen Verwerfungen im Land spiegelt. Trotzdem sind der Witz und die Athletik, der Unernst und das Vergnügen, die die Verfilmungen von George Sidney und Richard Lester einst prägten, verloren gegangen. Das darf man als Zuschauer bedauern.