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Filmkritik
2001 kam mit „Caveman“, einer deutschen Adaption des Broadway-Hits „Defending the Caveman“, ein Stück auf die Bühne des Hamburger Tivoli Theaters, das ungemein witzig und unterhaltsam das Verhältnis der Geschlechter auslotete. „Männer sind Jäger und Frauen sind Sammlerinnen!“ Diese Erkenntnis wurde dem modernen Höhlenmann unter der Regie von Esther Schweins (die in der Verfilmung von „Caveman“ einen kurzen Cameo-Auftritt hat) von seinen steinzeitlichen Vorfahren mit auf den Weg gegeben. Die Hamburger vergnügten sich in mehr als 1200 Vorstellungen; mehr als vier Millionen Zuschauer haben das Stück seither in Deutschland gesehen. Fazit: Ja, Frauen und Männer sind anders, aber sie stammen vom selben Planeten. Verständigung und Verständnis sind möglich.
Beim Open-Mic-Wettbewerb
Nun also der Film, geschrieben und inszeniert von Laura Lackmann, mit Moritz Bleibtreu in der Titelrolle. Er spielt Bobby Müller, einen erfolglosen Autoverkäufer, der viel lieber Stand-up-Comedian wäre. Da erhält er die Chance, beim Open-Mic-Wettbewerb eines lokalen Comedy-Clubs sein Talent zu beweisen. Ein Thema ist bald gefunden: Mann und Frau und wie wenig sie zusammenpassen. Bobby spricht aus eigener Erfahrung: Nicht nur, dass er und seine Frau Claudia (Laura Tonke) im Beziehungsalltag immer öfter aneinandergeraten, obwohl sie sich geschworen hatten, „nicht wie Mann und Frau zu werden“. Vielmehr ist ihm im Wald der Caveman, sein imaginäres Alter Ego aus der Steinzeit, begegnet, und der bricht die Dinge auf sehr einfache und klare Weise herunter: Männer sind Jäger, Frauen sind Sammlerinnen.
Ausgerechnet kurz vor seinem Auftritt gibt Claudia ihrem Mann den Laufpass. Damit beginnt der Film. Jetzt steht Bobby auf der Bühne und sinniert darüber, wie das passieren konnte. „Wer findet, dass ich ein Vollidiot bin?“, fragt er das Publikum. Die Zustimmung ist groß, und dann nimmt der Möchtegern-Komiker die Zuschauer mit auf eine Reise durch seine Beziehung – vom ersten Kennenlernen bis zur Trennung.
Rasante Übergänge, gleitende Splitscreens
Mehr als 20 Jahre ist der Stoff schon alt. Jetzt als Film wirkt die Diskussion über die Unterschiedlichkeit der Geschlechter seltsam überholt. Mittlerweile wird über ganz andere Dinge gesprochen: Me Too, Gender, Transgender, LBGTQ. Der Antagonismus ist diverser geworden, andere Formen des Zusammenlebens werden gesellschaftlich mehr und mehr akzeptiert. Doch das ist nicht das einzige Problem von „Caveman“. Was auf der Bühne so gut funktionierte, reicht für einen Film nicht aus. Ein Zusammenhalt der einzelnen Episoden will sich nicht einstellen, auch wenn rasante Übergänge, gleitende Splitscreens oder Szenenwiederholungen sich bemühen, das Erzähltempo zu forcieren.
Darüber hinaus fehlt es an zündenden Witzen und erkenntnisreichen Pointen; der Humor kommt hausbacken und flach daher. Moritz Bleibtreu spricht den Zuschauer oft direkt an und zerstört so die Illusion, einer Kinokomödie zuzusehen; die Szenen aus der Steinzeit sind albern und amateurhaft inszeniert. Immerhin: Einmal verschwindet Bobbys Geist aus seinem Körper, ein anderes Mal gleitet er elegant ins Fernsehgerät, um von dort aus weiterzusprechen; nach einem Friseurbesuch trägt Bobby einen unvorteilhaften Pony, der direkt aus den Sixties stammt. Drei der etwas gelungeneren Ideen.
Ohne Schwung und Pepp
„Gehst du fremd?“, fragt Claudia ihren Mann. „Das letzte, was ich brauche, ist noch ’ne Frau“, antwortet der. Das ist das Niveau, auf dem sich der Humor hier bewegt. Die Teilnahme von Guido Maria Kretschmer, Martina Hill und Thomas Hermanns versucht die Anbindung an das Fernsehen und an aus Satire-Sendungen bekannten Kabarettisten. Doch was nützt das, wenn dem Film jeglicher Schwung und Pep fehlt.