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Filmkritik
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Und: „Du kannst jeden Tag etwas Gutes tun. Dann wird die Welt besser!“ Mit diesen Leitsätzen leben die junge Arkie und ihr Vater Blister, ein Riesen-Oktopus, auf einer farbenprächtigen Halbinsel, die von Glühlämpchen-Käfern bevölkert wird. Die beiden sind selbst klassische „Weltverbesserer“. Denn abseits der Zivilisation, die Blister als zerstörerisch und selbstsüchtig abtut, kümmern sie sich um abgestorbene Pflanzen, denen der Energiestrahl des sinistren Dr. Maybee aus der großen Stadt den Garaus gemacht hat. Blister heilt die korallenartigen Blumen dank der einzigartigen Kraft seiner Tentakel.
Die Magie des Tentakels
Nur Arkies eigener Tentakel-Arm will nicht so recht seiner Bestimmung nachkommen. Mit ihren Totenkopf-Ohrringen, dem Piratenhütchen auf den schwarzen Haaren, halb zusammengenähten Lippen und der blassen Hautfarbe sieht das Emo-Girl Arkie, eine Art Animationsschwester von Henry Selicks „Coraline“, in der quietschbunten Umwelt selbst wie der schwarze Fleck aus, der auf ihrer Seele zu lasten scheint. Es ist für Vater wie Tochter beide ein frustrierendes Unterfangen, wenn Blister jeden Tag aufs Neue versucht, in seiner Tochter die lebenspendende Magie ihres Tentakels zum Leben zu erwecken. Zumal sich das kluge Mädchen mit dem Haken an ihrem menschlichen Arm durchaus für die von ihrem Vater abgelehnten technischen Hilfsmittel interessiert.
Arkie ist eine begeisterte Automaten-Bauerin. Doch Maybees Energiehunger, sein zerstörerisches Anzapfen der immer instabileren Sonne und sein Streben nach genetischer Perfektion kennen keine Grenzen, weder räumlich noch moralisch. Und so fallen Maybees Handlanger auch im Umland der Stadt ein, um den Blister aufzuspüren und zu entführen.
Psychedelisch-bunte Flora und Fauna
„Arkie und die Stadt des Lichts“ erzählt die Reise der Heldin als Suche nach ihrem entführten Vater und lässt diesen einen Vorläufer der Kinobilder erfinden: eine Laterna Magica, deren Projektionen Arkies Jugendzimmer in strahlendes Licht hüllen. Die Pixelschmiede des Animationsfilms entwerfen eine psychedelisch anmutende Flora und Fauna, die staunend anzuschauen, aber vor allem eines ist: nämlich überfordernd.
Denn natürlich sollte diese Abenteuerreise eine zu sich selbst sein, in der das pubertäre Stadium der Unsicherheit, des fehlenden Selbstvertrauens und der Abkapselung von den Eltern im zumeist allegorischen Mittelpunkt stehen sollten. Doch um Arkies kräftezehrendes Übergangsstadium der Pubertät aufzubereiten, fehlt dem Film von Ricard Cussó und Tania Vincent durch seinen Fokus auf den Kampf gegen Maybee schlicht die Muße.
Zwei herumalbernde Mitstreiter
Maybees Machenschaften werfen eine Reihe ethischer Fragen auf. In seiner in Reklame-Lichter getauchten, vom Sonnenlicht nie erhellten Metropole, einem Schmelztiegel sprechender Fantasie-Wesen, hat er sich auf der Suche nach dem perfekten Genom zu einer Gott-ähnlichen Position aufgeschwungen; „Blade Runner“ lässt grüßen. Die Zerstörung der Umwelt durch den Energiehunger einer um Amüsement und Selbstverwirklichung kreisenden Gesellschaft wird kurz angeschnitten, aber nicht weiter vertieft.
Doch statt vom Überwinden der selbst gesetzten Limitierungen und vom Einhalten der planetaren Grenzen zu erzählen, trifft Arkie auf ihrer Reise auf zwei herumalbernde Mitstreiter: ein auf Lebensweisheiten versessenes Karnickel namens Bunniguru und dessen beste Freundin Egg – ein Ei mit einem Sprung in der Schale. Die Rettung von Blister und des verletzten Egg treten damit in den Vordergrund, wobei es durchaus gruselig und emotional bewegend zur Sache geht, wenn Maybee Labortiere quält oder Eggs Innenleben schon zu verrotten beginnt.
Verwirrende Fülle an Themen
Für Kinder dürften das Tempo und die Fülle an Themen verwirrend sein, zumal mit einer unausgegorenen Wendung am Ende auch noch die Fragen nach Herkunft und Zugehörigkeit angeschnitten werden. Die Dialoge sorgen dabei weniger für Aufklärung als für Phrasen, und auch die Musik kann mit dem Einfalls- und Farbenreichtum der Bilder nie Schritt halten.
Vielleicht ist der verdorbene Erzählbrei auch das Resultat von zu vielen Mitwirkenden. Allein fünf Autoren haben am Drehbuch herumgedoktert, das auf der Graphic Novel „Scarygirl“ des kanadisch-australischen Illustrators Nathan Jurevicius fußt. Die Vorlage hat seit 2001 schon ein ganzes Franchise-Arsenal an Spielfiguren, Comics und Videospielen hervorgebracht, deren Fans über die Jahre erwachsen geworden sind. Dementsprechend scheint „Arkie und die Stadt des Lichts“ auch eher auf Jugendliche und ihre erwachsenen Begleiter gemünzt. Ob die sich von den verniedlichten Figuren und der Reduktion aller tiefergreifenden Probleme allerdings ansprechen lassen, steht auf einem anderen Blatt.