Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Und weiter geht es mit den Bestsellerverfilmungen der Bücher von Anna Todd, nach „After Passion“ und „After Truth“ ist „After Love“ die dritte. Wieder dreht sich alles um keimfreien Sex in luxuriöser Umgebung, um die Problematisierung von großer Liebe und Vertrauen, um Seitensprünge, mal real, mal eingebildet, um Geheimnisse und Enthüllungen, die am Schluss in einen klassischen Cliffhanger münden: „Fortsetzung folgt“.
Zu den bisherigen Problemen von Tessa und Hardin (neuerlich dargestellt von Josephine Langford und Hero Fiennes Tiffin) kommen neue hinzu. Da ist zunächst Tessas Vater, der die Familie – kurze Rückblende – vor neun Jahren verließ und dann als trinkfreudiger Obdachloser endete. Nun sucht er Unterschlupf bei dem jungen Paar, zum Unwillen von Hardin, der seine Freundin vor einer weiteren Enttäuschung schützen will. Tessa, die in „After Truth“ ein Verlagspraktikum absolvierte, erhält nun einen festen Job mit Aussicht auf Karriere, allerdings in Seattle. Hardin wird sie, trotz all ihrer Bitten, nicht dorthin begleiten; er wäre lieber zu seiner Mutter nach London gezogen.
Darüber lässt sich trefflich streiten
Fernbeziehung oder Trennung – darüber lässt sich vortrefflich streiten, natürlich am Telefon, wo – wie schon in den Vorgängerfilmen – platte Lebensweisheiten ausgetauscht werden. Aus „After Truth“ stammen auch die Eifersuchtsszenen, die zumeist auf Missverständnissen beruhen. Einmal flirtet Tessa beim Abendessen im Restaurant mit Freunden zu sehr mit einem Kellner, den sie später zufällig wiedertrifft; Hardin plagen fortan Albträume von heftigem Bettgerangel zwischen den beiden.
Gerade diese Szene macht deutlich, wie überkonstruiert und forciert die angetippten Konflikte sind. Ernst nehmen, vielleicht sogar diskutieren und auf ihren Erkenntnisgewinn hin abklopfen kann man sie nicht. Zwischendurch reagiert Hardin seine Aggressionen in einem Boxclub ab. Man ahnt, dass er die neu erworbenen Faustkampffähigkeiten noch brauchen wird, spätestens als der junge Mann seine Mutter in London dabei erwischt, wie sie am Abend vor ihrer zweiten Hochzeit mit einem anderen Mann schläft.
Die Sexszenen erinnern in ihrer Gelacktheit an Adrian Lynes „9 ½ Wochen“. Doch egal, ob mit Eiswürfel, im Whirlpool, im Box-Gym oder auf dem Küchentisch – erotisch sind sie nie. Einmal vergisst Tessa ihren Badeslip im Pool, eine Szene, die ähnlich wie in „After Truth“, als Tessa unter dem Designerkleid nackt war, als Ausweis der Anrüchigkeit dienen soll. Immerhin diskutiert der Film die Notwendigkeit von Verhütung, allerdings nur, um später – mit dem Besuch beim Frauenarzt und dem Rezept für die Pille – auf ein anderes Problem hinzuführen: Tessa kann wahrscheinlich keine Kinder bekommen. Das ist Stoff für weitere Fortsetzungen und gleichzeitig Beweis dafür, wie sich die Liebenden hier im Hedwig-Courths-Mahler-Stil nach dem immer gleichen Melodram-Klischee gegen ihr hartes Schicksal wehren müssen.
Doch Paare sind anders, Familien sind anders, das Leben ist anders, und so kann man über die Realitätsleere dieses Films nur den Kopf schütteln.
Gedreht wurde woanders
Unterstützt wird sie durch einen langweiligen, nicht zu lauten Soul-Pop, der niemandem weh tun will, und durch ein luxuriöses Ambiente. Die Villen und Appartements sind modern eingerichtet, großzügig und teuer, das gleiche gilt für das Ferienhaus im Wald mit seinen großen Fensterfronten – man wird ja wohl noch träumen dürfen. Von Seattle und London zeugen nur kurze Establishing Shots mit markanten Gebäuden wie dem „Space Needle“-Turm und der Tower Bridge. Gedreht wurde woanders, in Sofia, der Hauptstadt von Bulgarien.